Eremitage

Der Flurtümpel am Rande der Eremitage

In der Eremitage finden sich 15'000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten von zirka 73'000 in der ganzen Schweiz: Im Mai/Juni leuchten die kleinen weissen Blüten des Haarblättrigen Wasserhahnenfusses im Flurtümpel.

Wer in der Eremitage bis zum oberen Weiher wandert, der gelangt - in der Nähe des Dreiröhrenbrunnens - an den Flurtümpel, in dem mehrere Wasserpflanzen gedeihen. Im Mai/Juni sind vom Weg aus die kleinen weissen Blüten des Haarblättrigen Wasserhahnenfusses (Ranunculus trichophyllus ) erkennbar:

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unten im Bild ist eine kleinere sumpfige Fläche, der Flurtümpel, erkennbar

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Die Blüten des Haarblättrigen Wasserhahnenfusses sind sehr klein und nur bei genauem Hinschauen vom Weg aus erkennbar

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Zoom in den Flurtümpel

Der Flurtümpel ist auch Lebensraum für die Wasserminze; aus einer Kreuzung der Wasserminze (Mentha aquatica) mit der Grünen Minze (Mentha spicata) ging 1696 in einem Arzneigarten in England die Pfefferminze (Mentha piperita) hervor. Die Scharfkantige Segge erreicht Wuchshöhen von etwa 30 bis 120, zuweilen bis 150 Zentimetern und bildet im Bereich des Flurtümpels sehr lange, kräftige und dicke und tiefreichende Ausläufer (Rhizome). Im August wird im Flurtümpel der Einfache Igelkolben anzutreffen sein.

Roland-Luethi-Exkursionsfuehrer-Ermitage-ArlesheimDer empfehlenswerte Exkursionsführer durch die Ermitage und Umgebung von Roland Lüthi beschreibt in einem einführenden, einem botanischen und einem zoologischen Teil das Naturschutzgebiet, dessen Kern der Landschaftsgarten Eremitage bildet.
Eine Artenliste bestimmter Pflanzen- und Tiergruppen sowie ein Übersichtsplan ergänzen den Exkursionsführer.

Dank Roland Lüthis Exkursionsführer ist es auch für Laien nicht schwierig, viele Tier- und Pflanzenarten in der Eremitage und Umgebung von den Wegen aus zu beobachten.

Conrad von Andlaus englischer Garten in Hugstetten

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Pfauen auf dem Spaziergang im Hugstetter Schlosspark

Conrad von Andlau, der Sohn der Eremitagebegründerin Balbina von Andlau, schuf in der Nähe von Freiburg im Breisgau, in Hugstetten, nach dem Vorbild der Arlesheimer Eremitage in den 1820-er Jahren einen englischen Landschaftsgarten.

Conrad von Andlau, der Sohn der Begründerin der Arlesheimer Eremitage Balbina von Andlau geb. von Staal und Bubendorf und dessen Gemahl Franz Carl von Andlau, wurde am 23. Dezember 1766 in Arlesheim geboren. Die französische Revolution und der Einmarsch der französischen Truppen in das Gebiet der Eidgenossenschaft hatten zur Folge, dass Conrad von Andlau als designierter Obervogt des Birsecks zunächst nach Biel (1792) und nach Olten (1793) und 1794 nach Freiburg im Breisgau floh, von wo aus er seine politische Karriere weiterverfolgte (mehr dazu im Historischen Lexikon der Schweiz, Artikel über Conrad von Andlau). 1798 heiratete er Maria Sophia Freiin von Schakmin.

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Hugstetter Schlosspark: im Bach sich spiegelnde Laubbäume

Nachdem die Arlesheimer Eremitage in den 1790-er Jahren in den Wirren der französischen Revolution zerstört worden war, widmete sich Conrad von Andlau zusammen mit dem nun betagten Vetter seiner Mutter und Mitbegründer der Eremitage, dem Domherrn Heinrich von Ligertz, in den Jahren 1810 bis 1812 dem Wiederaufbau des englischen Landschaftsgartens und des Andlauerhofs, der ebenfalls durch die Ereignisse im Nachgang an die französische Revolution gelitten hatte.

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Schloss Hugstetten

1815 kehrte Conrad von Andlau wieder nach Freiburg im Breisgau zurück. Er war Grund- und Schlossherr des etwa 10 Kilometer ausserhalb Freiburgs liegenden Hugstetter Schlosses, das aus dem Besitze der Familie seiner Gattin, Maria Sophia von Schakmin, stammte. Familie von Schakmin hatte die Grundherrschaft Hugstetten 1790 erworben und 1801 das sogenannte neue Schloss erbaut. Das neue Schloss grenzt unmittelbar an das alte Schloss, das anstelle einer früheren Wehr- oder Turmanlage von den Nachfahren des habsburgischen Kanzlers Johann Friedrich Stürtzel zu Buchheim 1670 erbaut wurde. Heute bildet Hugstetten ein Teil der Ortschaft March.

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Zauberhafte Stimmung am Bach im Hugstetter Schlosspark

Um 1820/1830 veranlasste Conrad von Andlau den Bau des Hugstetter Schlossparks nach dem Vorbild der Arlesheimer Eremitage. Der Park erhielt bald den Ruf, einer der schönsten, wenn nicht der schönste Englische Garten von ganz Süddeutschland zu sein; er war so bekannt, dass auch Felix Mendelssohn-Bartholdy ihn 1837 anlässlich eines Aufenthalts in Freiburg besuchte. Wie sein Vorbild, die Arlesheimer Eremitage, lebte der Hugstetter Schlosspark den Regeln der englischen Gartenkunst nach: Abkehr von der strengen Regelmässigkeit französischer Gärten, geplante Natürlichkeit im Parkbereich um das Schloss und Herrenhaus sowie Einbeziehung der gewachsenen Landschaft und Vegetation im weiteren Umkreis.

Hugstetter-Schlosspark1

Schlosspark-Hugstetten
Verschlungene Wege und Weglein führen zu den Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten

Noch heute gilt der Englische Garten in Hugstetten in seiner Ausdehnung und Ausstattung im südbadischen Raum als einmalig. Kleindenkmale und Solitärbäume säumen die verschlungenen Wege, die zu verschiedenen Aussichtspunkten führen. Die Sichtlinien sind teilweise noch erkennbar. Die Aussichtspunkte sind, wie für den englischen Garten typisch, nach hinten geschlossen.

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Neben der St.Gallus-Kirche befindet sich der Eingang in den Park

Die Besuchenden betreten den Park über eine kleine Holzbrücke vorbei an der reformierten Kirche (bis 1965 war dies die katholische St. Gallus-Kirche, Grundsteinlegung 1772), dem neuen Schloss und dem Backhäusle, das ursprünglich das Waschhaus des Schlosses war. Das ehemalige Waschhaus wurde vermutlich um 1840 erbaut und in den 1950-er Jahren zum Backhaus umgebaut.

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Das ehemalige Waschhaus des Schlosses Hugstetten

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Linkerhand des Holzbrückleins im Eingangsbereich dreht sich ein Wasserrad

Mit dem Wasserrad wurde in früheren Zeiten Wasser auf den Berg gepumt, so dass der Schlosskomplex damals schon eine egene Wasserversorgung hatte.

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Diese alte Steinbrücke spannt sich vom alten Waschhaus des Schlosses (rechts im Bild) über den Bach

Auffallend an der Steinbrücke, die zum privaten Schlossbereich führt, sind die Tuff- und Sintersteine, die es in der Gegend nicht gibt. Da die Steine in den Andlauischen Anlagen in Arlesheim vorkommen, wird vermutet, dass sie aus Arlesheim nach Hugstetten gebracht worden sind. Der sichere Beweis für diese These steht noch aus.

Wer nun geradeaus weitergeht, der gelangt zur Statue des Heiligen Antonius. Diese Statue wurde von Heinrich von Andlau, dem vierten Sohn von Conrad, anlässlich seiner Vermählung mit Antonia von Sternegg, gestiftet. Nördlich der Statue befindet sich ein Stolleneingang, der auf den früheren Bergbau von Hugstetten hinweist. Der Stollen ist zur Zeit nicht zugänglich. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts soll hier Erz gefördert worden sein. Heinrich von Andlau beantragte 1855 nochmals Schürfrechte, um den Menschen in Hugstetten und Umgebung eine Verdienstmöglichkeit zu verschaffen. Der Erzabbau lohnte sich jedoch nicht.

Rechterhand des Weges befinden sich auf einer Plattform Schautafeln und Anschauungsmaterial, die den Lebensraum Wald vorstellen. Für Kinder ist hier ein Klettergerüst aufgestellt, so können sie ihren Bewegungsdrang ausleben, ohne dass dies auf Kosten der fragilen Parklandschaft geht.

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Statue des Heiligen Antonius

Der Weg steigt weiter an und führt zum Teehaus mit seinem sechseckigen Grundriss und einem mit buntglasierten Ziegeln gedeckten Zeltdach. Von hier blickt man auf das Schloss und in Richtung Nordwesten zum Kaiserstuhl. Es ist vorgesehen, die Sichtachsen freizulegen.pavillon, im alemannischen Volksmund Teehäusle genannt, und dann weiter zum ersten Aussichtspunkt auf einem Hügel.

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Das Teehaus

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Wandmalereien an den Innenwänden des Teehauses

Hinter dem Teehaus im oberen Bereich des Parks sind um die 50 Nistkästen für verschiedene Vogelarten aufgehänt. Ein Ornithologe hat 34 Vogelarten, die teilweise auf der roten Liste aufgeführt sind, festgestellt.

Der Weg führt weiter zu den Resten des Belvedere. Auf diesem künstlich aufgeschütteten Hügel stand einst ein dreigeschossiger Aussichtsturm. Vom Turminneren geht eine Treppe hinunter in ein Kellergewölbe, das zur Zeit nicht zugänglich ist. Vermutlich wurde das Gewöbe zur Kühlung von Getränken verwendet.

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Der Aufstieg zum Aussichtspunkt Belvedere

Heute nimmt ein Lindenbaum den Platz des Turmes ein.Vom Turm sind nur die Steinquader übriggeblieben, die ein Oktogon um den Lindenbaum bilden. Von hier aus sind nicht nur die roten Felsen des ehemaligen Steinbruchs sichtbar, der Blick reicht weit ins Land hinein.

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Ein Lindenbaum steht als Solitär mitten auf dem Hügel des Aussichtspunkts Belvedere

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Auf dem Aussichtspunkt Belvedere sind Steinquader zu erkennen, die ein Oktogon bilden

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Vom Aussichtspunkt Belvedere aus ist der rote Felsen eines ehemaligen Steinbruchs zu erkennen

Der Spazierweg führt zu weiteren Aussichtspunkten, deren Sichtachsen jedoch mehrheitlich (noch) von der Vegetation verdeckt werden. Es ist geplant, die Sichtachsen wieder freizulegen.

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Diese halbkreisförmig angeordneten Bänke laden die Besuchenden des Schlossparks ein, die Aussicht ins Land hinein zu geniessen

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Die Aussicht ins Land hinein

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Bei einem weiteren Aussichtspunkt sind die im Halbrund angeordneten hölzernen Sitzbänke noch erkennbar; die üppige Vegetation verdeckt jedoch (noch) die Sichtachse bzw. die Aussicht ins Land hinein.

Bevor der Rundgang endet, kann durch das Laubwerk die Rückseite des ehemaligen Gärtnerhauses erspäht werden:

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Schlosspark-Hugstetten-Gaertnerhaus-von-vorne
Die Vorderseite des Gärtnerhauses ist nur aus dem privaten Bereich des Schlossparks sichtbar, Foto via Webseite von March

Das Schloss ist seit Generationen im Besitz der Familie von Mentzingen und immer noch bewohnt, so dass nur ein Teil des Parks für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die gesamte Schlossgartenanlage in Hugstetten hat eine Fläche von ca. 7,28 Hektaren. Davon sind ca. 4,56 Hektare im Eigentum der Gemeinde und öffentlich zugänglich.

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Plan der Parkanlage des Schlosses Hugstetten, via Webseite von March

An der Aussenwand der Kirche, dem Parkeingang zugewendet, stehen fünf Gedenksteine. Der zweite von rechts ist Maria Anna Balbina von Andlau gewidmet, Conrad von Andlaus Mutter, die die Arlesheimer Eremitage errichtete. Ganz rechts befindet sich der Grabstein für Conrad von Andlau und seine Gemahlin Sophia Freiin von Schakmin.

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Gedenksteine an der Aussenwand der reformierten (ehemals katholischen) Kirche Hugstetten: 1. Marie Josephine Colette Freifrau von Mentzingen, 2. wegen Verwitterung unlesbar, 3. Hermann Freiherr von Mentzingen, 4. Maria Anna Balbina Freyin von Andlau, 5. Conrad Freiherr von Andlau und Sophia Freyin von Schakmin (von links nach rechts)

Besten Dank an Lothar Fleck, dessen Manuskript die Ergänzung des obigen Textes erlaubte.

Lothar Fleck organisiert Besichtigungen und Entdeckungsreisen durch den Englischen Garten von Hugstetten.
Anfragen an: lothar.fleck (at) march.de

"Der unvergesslichen besten Mutter"

Gedenkstein-fuer-Maria-Anna-Balbina-von-Andlau-Hugstetten1

Der
unvergesslichen
besten Mutter
M. Anna Balbina
Freyin von und zu Andlau
geb. Fr. v. Staal u.Bubendorf
MDCCXXXVI 1. April
gest. MDCCVIIIXXXV November
Ihre dankbaren Kinder"

Gedenkstein-fuer-Maria-Anna-Balbina-von-Andlau-Hugstetten

Mehr über den Ort, an dem dieser Gedenkstein steht, in einem Bericht in den nächsten Tagen.

Zu Besuch beim Waldbruder

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In der heutigen Gessnergrotte ruhte ursprünglich eine liegende Eremitenfigur

Links oberhalb des Gartens des Eremiten befand sich ursprünglich neben einer Urne die hölzerne Figur eines Eremiten, der mit einem Wanderstab und Lederflasche in der Grotte ruhte. Als nach dem Tode von Salomon Gessner 1788 in der Grotte ein Gedenkstein für den Idyllendichter seinen Platz fand, wurde die liegende Holzpuppe entfernt.

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Die heutige Klause des Eremiten, oberhalb seines Gartens

Bereits in der ursprünglichen Gartenanlage von 1785 stand erhöht über dem Garten des Eremiten das Eremitenhaus: ein aussen mit Baumrinden verkleidetes und mit einem Schindeldach bedecktes Holzhäuschen. Zwei gekreuzte Äste formten den in einem Kreuz endenden Glockenstuhl. Vier Fenster mit Butzenscheiben erhellten den Raum, der einen in den Fels gehauenen Schrank mit Utensilien enthielt. Eine Felsspalte diente als Kochnische. Wahrscheinlich war bis mindestens 1788, solange die liegende Figur in der Grotte lag, in der Klause keine Puppe.

Die Umbenennung der Gartenanlage, die anfänglich Englischer Garten oder Solitude romantique près d’Arlesheim hiess, in Eremitage, zeugt von der Bedeutung und Beliebtheit des Eremiten und seiner Klause. Gleichzeitig ist die Namensänderung Sinnbild für den Wandel der Ideen, die dem Garten seit der Eröffnung 1785 zugrunde lagen. Die erste Anlage von 1785 hielt sich mehrheitlich an das Ideal des unverdorbenen Lebens in der unverdorbenen Natur, die im Sinne Rousseaus als geistige Universalmacht verstanden wurde. Auch die Bereicherungen nach 1785, die der modischen und (schon in der damaligen Zeit) nicht unkritisiert gebliebenen Sucht nach „Variété“ nachgaben, standen immer noch unter dem Zeichen der Naturverehrung. Erst der Wiederaufbau von 1810/1812, der zwar noch unter (dem mittlerweilen greisen) Heinrich von Ligertz, der den Garten 1785 mit seiner Cousine Balbina von Andlau zusammen errichtete, erfolgte, der aber durch die Federführung des Sohnes von Balbina, Conrad von Andlau, geprägt war, setzte neue Schwerpunkte. Im Mittelpunkt standen nun nicht mehr die Naturverehrung, sondern die mittelalterliche Ritterromantik und eine sentimentale Frömmigkeit. Mit der Zerstörung der Rokokomotive in den 1790-er Jahren verschwanden auch die geistigen Ideen, die dahinter standen, um einer mit Schwermut und Melancholie durchsetzten Stimmung im Landschaftsgarten Platz zu machen, die den Beginn der Biedermeierzeit mit ihrer Fokussierung aufs Mittelalter kennzeichneten. Der Eremit in seiner Klause war ein willkommener Anknüpfungspunkt für die Idealisierung des frommen Lebens, die den neuen Schwerpunkt der Ermitage kennzeichnete.

Die heutige Klause stammt offenbar aus der Zeit Conrads von Andlau, des Sohnes der Gartenbegründerin Balbina von Andlau, der 1810/1812 den in den Revolutionswirren der 1780-er Jahre zerstörten Garten wieder aufbaute. Die Glocke überdauerte die Revolution und trägt die Inschrift „Maria Anna Balbina Conradina von Staal zu Sultz und Bubendorf, anno 1785“.

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Der neugotische Dachreiter und die alte, erhaltene Glocke

Der Glockenstuhl bestand auch nach der Revolution aus zwei gekreuzten Ästen, er wurde nach 1840 durch den bestehenden neugotischen Dachreiter ersetzt.

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Die bunten Fensterscheiben bilden einen Kontrast zur Einfachheit der Klause. Sie stammten ursprünglich aus den Ruinen der umliegenden Schlösser und erinnern an teilweise ausgestorbene Familien, die so in der Erinnerung der Nachkommen weiterleben.

Ermitage-Arlesheim-Waldbruder
Der Frage, was der Waldbruder liest, wurde hier nachgegangen.

Die Eremitenfigur wird dem Geistlichen M. Aubry aus dem jurassischen Le Noirmont zugeschrieben, der diese angefertigt haben soll. Ein Uhrmacher aus derselben Gegend habe die Puppe anschliessend mechanisiert.

Ermitage-Arlesheim-Waldbruder-Eremit

Heute nickt der am Tisch sitzende Eremit zum Dank, wenn Besuchende Münzen in die Schale legen, die er in seiner rechten Hand hält. Früher habe er, sobald jemand die Klause betrat, seine Lektüre auf die Knie gleiten lassen um den Eintretenden mit einem Kopfnicken zu begrüssen. Anschliessend habe er sein Buch wieder erhoben, wie wenn er die Lektüre fortsetzen wollte. Ob die heute in der Klause sitzende Figur diejenige von Pfarrer Aubry ist und die Revolution überstanden hat, oder ob der heutige Eremit aus dem 19. Jahrhundert stammt, kann nicht festgestellt werden. Ob je ein echter Eremit in der Ermitage lebte, ist historisch nicht belegt.

Die Säulizunft Arlesheim pflegt und betreut die Klause. Von April bis Oktober kann der Waldbruder jeweils sonntags besucht werden. Am Sonntag, den 29. April 2007, wurde die Klause dieses Jahr erstmals wieder fürs Publikum geöffnet. Der von der Säulizunft frisch herausgeputzte Waldbruder freut sich über Almosen. Öffnungszeiten ca. 13.30 bis 17 Uhr. Bis 14. Oktober 2007.

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Quellen:
Iselin Isaac, Notizen zum Schloss- und Hofgut Birseck, Basel, 1955
Heyer Hans-Rudolf, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Lanschaft, Band I, Der Bezirk Arlesheim, Basel, 1969

Die Gessnergrotte: Denkmal für einen Idyllendichter

Der Wunsch.
Dürft' ich vom Schicksal die Erfüllung meines einigen Wunsches hoffen; denn sonst sind meine Wünsche Träume, ich wache auf und weiss nicht, dass ich geträumt habe, es sei denn ein Wunsch für andrer Glück; dürft' ich vom Schicksal dieses hoffen, dann wünscht ich mir nicht Überfluss, auch nicht über Brüder zu herrschen, nicht dass entfernte Länder meinen Namen nennen. O könnt' ich unbekannt und still, fern vom Getümmel der Stadt, wo dem Redlichen unausweichliche Fallstricke gewebt sind, wo Sitten und Verhältnisse tausend Torheiten adeln, könnt' ich in einsamer Gegend mein Leben ruhig wandeln, im kleinen Landhaus, beim ländlichen Garten, unbeneidet und unbemerkt!
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So beginnt die sogenannte Idylle (lyrische Prosa) "Der Wunsch" von Salomon Gessner. Gessner wurde am 1. April 1730 in Zürich geboren und starb daselbst am 2. März 1788.

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Die Gessnergrotte in der Ermitage: rechts perlt Wasser über den bemoosten Fels, das anschliessend den Holzbrunnen im Garten des Eremiten speist.

Als Salomon Gessner 1788 starb, wurde zu seinen Ehren die Grotte des Eremiten in der Eremitage in Gessnergrotte umbenannt. Die Figur des ruhenden Eremiten, die in der Grotte lag, wich einem Gedenkstein mit Namen, Leier und Palette sowie einer nach unten weisenden Fackel und einem Lorbeerkranz zu Ehren Gessners.

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Der Gedenkstein in der Gessnergrotte

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Leier, Palette, Lorbeerkranz und Fackel: Leier und Palette stehen für Gessners künstlerische Tätigkeiten, der Lorbeerkranz erinnert an seinen Ruhm und die Fackel symbolisiert die Trauer über seinen Tod. Erkennbar ist auch eine kleine Einbuchtung auf der Oberseite des Steins, in die einst eine kleine Urne platziert war.

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Der Name Gessners ist im Sockelbereich in den Gedenkstein gemeisselt

Die kleine Urne, welche sich ursprünglich auf dem Gedenkstein befand, ist nicht mehr erhalten. Das Denkmal hat die Revolutionszeit in den 1790-er Jahren überdauert, nicht jedoch die aufgesetzte Urne.

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Bevor der Gedenkstein für Gessner 1788 in der Grotte platziert wurde, ruhte eine hölzerne Eremitenfigur in der Grotte, Stich von Mechel/Gmelin, um 1790

Salomon Gessner war Sohn eines Verlegers und Buchdruckers. Seine Lehrstelle in einer Buchhandlung verliess er schnell, versuchte sich in der Malerei und schrieb Gedichte und sogenannte Idyllen (lyrische Prosa), mit denen er zu Berühmtheit gelangte.Von 1756-72 publizierte er insgesamt 52 Idyllen. Sowohl in seinem dichterischen wie auch in seiner Malerei glorifiziert er eine arkadische Welt, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten leben.

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Salomon Gessner, Apfellese, Gouache, 1788

1780 begründete er die "Zürcher Zeitung" (seit 1821 NZZ). Ab 1761 war er Teilhaber von Orell, Gessner & Co. (1770-1798 Orell, Gessner, Füssli & Co.), dem bedeutendsten Verlag der Aufklärung in der Schweiz. 1765 wurde er Mitglied des Grossen und 1767 des Kleinen Rats. 1768-77 amtierte er als Obervogt in Erlenbach, danach der Vier Wachten und in Wipkingen, 1781 wurde er Sihlherr (Verwalter des Sihlwalds). Ausserdem war er ab 1758 Vorstandsmitglied der Stadtbibliothek, 1763 Teilhaber und künstlerischer Leiter der Zürcher Porzellanmanufaktur bei Kilchberg und 1772 Mitkurator der Kunstschule. Eine Auswahl seiner Werke kann auf der Webseite des Projektes Gutenberg nachgelesen werden.

Quellen:
Heyer Hans-Rudolf, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band I, Der Bezirk Arlesheim, Basel, 1969
Iselin Isaac, Notizen zum Schloss- und Hofgut Birseck, Basel 1955
Salomon Gessner im Historischen Lexikon der Schweiz

Die Wochenschau zu Besuch in Arlese

Der in Zürich arbeitende Basler Fotograf Hans-Jörg Walter alias Fonzi Tromboni besuchte am Wochenende Arlesheim. Auf seiner - nun wieder regelmässig erscheinenden - Wochenschau publizierte er seinen Blick auf

... den unteren Weiher (einst Hechtweiher genannt) in der Ermitage ...
Fonzi-Tromboni-alias-Hans-Joerg-Walter-Unterer-Weiher-Ermitage-Arlesheim

... die gefrässigen Karpfen im mittleren Weiher (alias Karpfenweiher) ...
Fonzi-Tromboni-alias-Hans-Joerg-Walter-Karpfen-im-mittleren-Weiher-Ermitage-Arlesheim

... ein Fundstück vom Andlauerhofgut-Flohmarkt.
Fonzi-Tromboni-alias-Hans-Joerg-Walter-Flohmarkt-Andlauerhofgut-Arlesheim

Alle Bilder: © Wochenschau.
Die Wochenschau erscheint jeweils am Montagmorgen.

Die Eremitage im TV

Eremitage-Arlesheim

2003 drehte die Filmschaffende Sarah Palmer für den SWR den Film Orte der Stille. Dazu besuchte sie unter anderem die Arlesheimer Eremitage. Hier ein Ausschnitt:

Für den Filmausschnitt: click zu YouTube

2001 besuchte ein Kamerateam des SWR Fernsehens im Rahmen einer Sendung über das Baselbiet auch die Eremitage ("Fahr mal hin - Das Baselbiet"; Sendetermin: 18.1.2001).

Für den Filmausschnitt: click zu YouTube

beide Filme: © SWR

Dank an User Roggenbach für die Veröffentlichung der beiden SWR-Filmdokumente bei YouTube.

Leben im Waldhaus

Waldhaus-Ermitage-Arlesheim
Der Name "Waldhäuser" für die Gebäudegruppe zwischen dem mittleren - dem einstigen Karpfenweiher - und dem oberen - dem ehemaligen Forellenweiher - stammt aus neuerer Zeit.

Wer taleinwärts in die Eremitage wandert, trifft zwischen dem mittleren und dem oberen Weiher auf die Waldhäuser. Einst befanden sich hier eine Gipsmühle und eine Büchsenschmiede. Die Gipsmühle wurde später von Conrad von Andlau (Sohn der Erbauerin der Ermitage, Balbina von Andlau, und verantwortlich für den Wiederaufbau der Ermitage 1810 - 1812), in eine Öle und Tabakstampfe umgewandelt. In der ehemaligen Büchsenschmiede wohnte ab 1785 der Arlesheimer Kunstmaler Johann Baptist Stuntz (1755 - 1836).
Quelle

Johann-Baptist-Stuntz-mittlerer-Weiher-Ermitage-Arlesheim-1787
Johann Baptist Stuntz. Ermitage, Schloss und Weiher von Südosten, 1787. Die Darstellungen von J.B. Stuntz waren beliebte Souvenirs der Ermitagebesucher.

Waldhaus-Eremitage-Arlesheim
Die ehemalige Tabakstampfe wurde kürzlich renoviert. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei den beiden der Eremitage zugewandten Fassaden gewidmet. Die Dekorationsmalerei belegt den Miteinbezug des Gebäudes in die Staffage des Landschaftsgartens.

Zur Renovation des Waldhauses ist im Jahresbericht der Kantonalen Denkmalpflege (siehe Baselbieter Heimatblätter, Nr. 3, Oktober 2006) folgendes nachzulesen:
Zuhinterst in der Ermitage in Arlesheim ist das "Waldhaus" in seiner ursprünglichen Farbigkeit und Schönheit wieder hergestellt worden. Das im 19. Jahrhundert als Tabakstampfe erbaute Haus konnte im Zusammenhang mit einem Besitzerwechsel renoviert werden. Die beiden "Schaufassaden", d.h. diejenigen Fassaden, die dem Landschaftsgarten Ermitage zugewandt sind, waren ursprünglich als warmrote Backsteinmauer bemalt. Diese Dekorationsmalerei, die in einem stimmigen farblichen Kontrast zum Grün der Bäume steht, wurde wieder hergestellt.
Detail-Waldhaus-Ermitage-Arlesheim
Detailansicht: aufgemalte Backsteinmauer, Schaufassade am Waldhaus

Heute ist die ehemalige Tabakstampfe wieder bewohnt: die Basler Zeitung berichtet über die vierköpfige Familie, die seit gut einem Jahr im Waldhaus in der Eremitage lebt.
Das Haus war nicht Ruine, aber als Wohnhaus doch in schlechtem Zustand. Im Jahr 2005 konnte es restauriert werden, unterstützt vom Denkmalschutz. Und seit gut einem Jahr ist das Waldhaus in Arlesheim wieder bewohnt.
Die Ersten, die am noch nicht mal fertig renovierten Waldhaus ihre helle Freude hatten, waren die zwei Raben. ... weiterlesen ...

Lebensraum Eremitage

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Der untere der drei ehemaligen Mühleteiche in der Eremitage hiess einst Hechtweiher. - Majestätisch plusterte sich hier heute der Graureiher auf.

In der Eremitage werden 2007 im Auftrag des Amtes für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft, in den Bereichen „Schlosshügel Nord“, „Alpweide“ und „Bach / Wiesental“ Waldpflegemassnahmen durchgeführt.

Die Eingriffe verfolgen vor allem Ziele des Naturschutzes. So wird beispielsweise die Alpweide (Standort des ehemaligen Châlet Suisse) wieder zur gut besonnten Magerweide entwickelt, die neben dem neu entstehenden Gebüschmantel attraktive Lebensräume für Tagfalter, Heuschrecken und gebüschbewohnende Vogelarten bietet.

Neben den Naturschutzzielen werden mit den Eingriffen zugleich Ziele der Gartendenkmalpflege verwirklicht. Die für die Gesamtwirkung und den Stimmungsgehalt der Eremitage wichtige Verteilung und Strukturierung von offenen Flächen und Wald – von Licht und Schatten – hat in den letzten Jahrzehnten durch die vorrückenden Waldränder an Konturen verloren, zudem sind wichtige Sichtbeziehungen zugewachsen. Die Qualitäten des historischen Landschaftsgartens Eremitage sollen wieder verstärkt erlebbar gemacht werden.

Was liest eigentlich der Waldbruder?

Vier Jahre nach der Eröffnung der Eremitage, 1789 also, wurde der holzgeschnitzte Eremit aus der Gessnergrotte entnommen und in seine Klause gesetzt. 1793 brannte die Klause nieder, 1812 wurde sie rekonstruiert. Ob wirklich jemals ein Eremit in der Ermitage lebte, ist historisch nicht belegt.

Waldbruder-Ermitage-Arlesheim
Der Waldbruder in seiner Klause

Die Debatte über die alte deutsche Druckschrift im Zusammenhang mit der Neuauflage der Arleser Heimatkunde von Georg Sütterlin durch den Betreiber der Domseite hat mich dazu bewogen, nachzuforschen, was eigentlich der Waldbruder in seiner Klause liest ... das Ergebnis: seine Lektüre ist ebenfalls in alter deutscher Schrift abgefasst - wie Sütterlins Heimatkunde, die der Betreiber der Domseite in die sogenannte lateinische (also die heute verwendete) Druckschrift übertragen lassen hat - und dies ist die Lektüre des Waldbruders:

Waldbruder-Eremitage-Arlesheim
Lektüre des Waldbruders:

"Gesang.
O blinder Sinn der Sterblichen!
Wie lang ringst Du in eitlem Streben?
Vergissest, ach! des Geistlichen,
Und denkst nicht an das ew'ge Leben!
Was soll die Hast, was soll die Eil?
Warum bedenkst Du nicht dein Heil?

All dieser Erden Herrlichkeit,
Pracht, Ruhm und Ehr' muss bald verschwinden,
Des Leibes Schönheit bringt oft Leid -
Und Fülle führet oft zu Sünden;
Was ist das Irdische? Nur Rauch -
Und Schatten ist's, ein Traum, ein Hauch!

Drum lebt, ob für die Ewigkeit
Ihr lebtet unter Furcht und Sorgen!
Drum lernet sterben in der Zeit,
Dass einst ihr sterbend seid geborgen!
Die Ewigkeit erwecke euch!
Die Ewigkeit erschrecke euch!"


Klärend sei noch angebracht, dass die alte deutsche Schreibschrift Sütterlin-Schrift genannt wird (ohne direkten Zusammenhang mit Georg Sütterlin, dem Ehrendomherrn von Arlesheim), die alte deutsche Druckschrift, wie sie auch der Waldbruder liest, nennt man Fraktur.

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