Menschen

Dem Bildhauer August Heer zum 140. Geburtstag

Vor 140 Jahren, am 7. Juni 1867, wird in Basel der Bildhauer und Plastiker Jakob August Heer geboren. Er studiert in München, Berlin und Paris und richtet sich 1900 in Arlesheim ein Atelier ein und verbringt hier jeweils die Sommermonate. Ab 1914 lässt er sich ganz in Arlesheim nieder. Auf dem denkmalgeschützten Basler Friedhof „Wolfgottesacker“ steht eines seiner besten Werke, eine Grabmalplastik für das Grab von Johann Caspar Horber.

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August Heer, Grabmal für Johann Caspar Horber, 1902 (Friedhof Wolfgottesacker Basel)

August Heer wurde in Basel geboren und verliess seine Heimatstadt 1887, um in München an der Gewerbeschule Zeichenunterricht zu nehmen. 1888 bis 1891 studierte er in Berlin beim Bildhauer Albert Wolff und 1891 in Paris bei Alexandre Falguière. Ab 1900 verbrachte er das Sommerhalbjahr in seinem Atelier in Arlesheim, die Wintermonate in München. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges zog er ganz nach Arlesheim.

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August Heer: Ferdinand Hodler, Bronzeplastik, 1915

Zu seinem plastischen Werk gehören auch mehrere Medaillen, so die General-Wille-Gedenkmünze von 1915 und eine Ferdinand-Hodler-Medaille.

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August Heer, Ferdinand-Hodler-Medaille

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Medaille von August Heer

Das Grabmal für Johann Caspar Horber auf dem Friedhof Wolfgottsacker in Basel, das Heer 1902 schuf, gehört zu seinen besten Werken.

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Grabmal-Horber-von-August-Heer

Grabmal-fuer-Horber-von-August-Heer

Im Gundeldingerquartier in Basel befindet sich links und rechts der Eingangstüre des Thiersteinerschulhauses je ein Steinrelief von Heer.

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Eingangstüre des Thiersteinerschulhauses im Basler Gundeldingerquartier mit je einem Steinrelief von August Heer zur Rechten und zur Linken

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August-Heer-Thiersteinerschulhaus-Basel
Links der Eingangstüre zum Thiersteinerschulhaus in Basel: Relief von August Heer

Das Linke stellt einen Erwachsenen dar, der mit einem Schüler die Erdkugel studiert. Kein geringerer als der emeritierte Prof. für Humangeografie an der Universität Basel, Werner Arnold Gallusser, wurde durch eben dieses Relief - zusammen mit der lebendigen Umsetzung des Themas durch seinen Primarlehrer – animiert, Geograf zu werden (siehe Um dr Tellplatz umme, Artikel in der Gundeldinger-Zeitung von Werner Gallusser). Der Florabrunnen vom Berner Architekten Roos, mit einem von August Heer geschaffenen Standbild der Blumengöttin in einem Rundsäulenbaldachin, steht heute in der Promenade beim Monbijouschulhaus in Bern; ursprünglich wurde er für die Landesausstellung 1914 erschaffen.

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Der Florabrunnen in Bern mit dem von August Heer geschaffenen Standbild der Blumengöttin Flora

August Heers Werk wurde bereits zu seinen Lebzeiten mit Preisen geehrt. Jakob August Heer starb am 7. März 1922 in Arlesheim.

Lesenswert: Der Friedhof Wolfgottesacker by altbasel.ch

Kurt Tuch zum 130. Geburtstag

Am 27. Mai 2007 wäre der expressionistische Künstler Kurt Tuch 130 Jahre alt geworden. 1930 liess er sich für einige Jahre in Arlesheim nieder und konnte aufgrund der politischen Verhältnisse nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Seine Bilder wurden von den Nationalsozialisten als "entartete Kunst" betitelt und teilweise beschlagnahmt.

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Kurt Tuch: Ruine Birseck Arlesheim, um 1930, Oel auf Leinwand

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Kurt Tuch: Badende in der Birs bei Arlesheim, um 1925/1930, Oel auf Leinwand

Kurt Tuch (*27.5.1877 in Leipzig, † 23.11.1963 in Muri/AG) gehört zur zweiten Generation der Expressionisten. Er war um 1896/1898 Schüler von Max Klinger und erhielt als erster für sein Bild „Sonntag an der Marne“ den von Klinger gestifteten „Villa-Romana-Preis“ des Deutschen Künstlerbundes, mit dem 1905/1906 ein Studienaufenthalt in Florenz verbunden war. Als "Villa-Romana-Preisträger" steht er - zumindest in dieser Hinsicht - in einer Reihe mit Ernst Barlach, Max Beckmann und Käthe Kollwitz, die ihm später als Preisträger folgten. Längere Aufenthalte führten ihn auch nach Rom und Paris, wo ihn Van Goghs Werke nachhaltig beeindruckten und er Ateliernachbar von Edvard Munch war. Um 1910 begründete er zusammen mit Max Beckmann die Künstlervereinigung „Boerde“ in Magdeburg. Von 1912 bis 1924 wirkte er an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, ab 1921 als Professor. 1930 siedelte er nach Arlesheim über, nahm eine Lehrtätigkeit am Goetheanum in Dornach auf und beteiligte sich an einer Vielzahl von Ausstellungen in ganz Europa, so in Amsterdam, St. Petersburg oder der Weltausstellung in Paris. Die Farbenlehre Rudolf Steiners beeinflusste mit zunehmendem Alter immer mehr sein Werk.

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Kurt Tuch: Selbstporträt vor Sternenhimmel, Kreidezeichnung, 1963

Während die Werke der expressionistischen Avantgarde der ersten Generation mit einem Kirchner, Heckel oder Beckmann das Entsetzen vor der Wirklichkeit wiedergaben und die Kunst revolutionierten, kommt in den Bildern der auch als Postexpressionisten oder „verschollene Generation“ bezeichneten Künstlern wie Kurt Tuch dieser Aufschrei nur noch verhalten zum Ausdruck. Mit den auch als "Schatten-Expressionisten" bezeichneten Künstlern entschärfte sich der Expressionismus, er verbildlichte ein Echo auf die avantgardistische Leidenschaft der Vertreter der ersten Generation, variierte diese und manifestierte eine historische Beruhigung des Expressionismus.

Das bewahrte die zweite Generation der Expressionisten nicht vor dem Schicksal ihrer berühmten Vorbilder: Ihre Werke galten als „entartet“ und wurden beschlagnahmt. So fielen 1937 allein in der Staatsgalerie Moritzburg nahezu 200 der ehemals sehr umfangreichen modernen Sammlung der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst" zum Opfer und wurden beschlagnahmt, darunter auch Kurt Tuchs „Landschaft mit Figur“.

Aufgrund der veränderten politischen Verhältnisse und der damit verbundenen Eingriffe in das freie Kunstschaffen konnte Kurt Tuch ab 1933 nicht mehr nach Deutschland zurückkehren.

Neben Landschaftsbildern von grosser, dem expressionistischen Farbkanon verpflichteten Farbigkeit hinterlässt Kurt Tuch insbesondere zahlreiche, mit grosser Perfektion gemalte Porträts.

Urs Leugger: Sieben Jahre für den Biber

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Urs Leugger will sich vermehrt politisch für die Nagetiere einsetzen. Foto Daniel Desborough

Der Arlesheimer Urs Leugger bereitete den Bibern den Weg ins Baselbiet. Urs Leugger, der Vater von "Hallo Biber", wechselt von Pro Natura in die Stadtgärtnerei. Der nachfolgende Artikel ist in der Basler Zeitung vom 28. April 2007 erschienen. Autor: Andreas Hirsbrunner

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Basler Zeitung

Biberfell und Biberschädel gehörten in den letzten sieben Jahren zu seiner Grundausrüstung, wie für andere Lesebrille oder Lippenstift. Denn Urs Leugger, Vater und Leiter des Pro-Natura-Projekts «Hallo Biber», führte landauf, landab unzählige Exkursionen durch. Fell und Schädel waren dabei gute Mittel, um dem Publikum den Biber mit all seinen Besonderheiten näherzubringen.
Leuggers Philosophie hinter seinem öffentlichkeitswirksamen Feldzug zugunsten des Nagers hiess: Wer den Biber kennt, zeigt Sympathie für seine Rückkehr. Und die Rechnung ging auf. Dank einer breit abgestützten Allianz im Rücken, aber auch dank Beharrlichkeit, Fachwissen und der unverkrampften Art, mit der er auf Leute zuging, schaffte es Leugger, dass Kraftwerke allmählich bibergängig und Flussufer mehr und mehr biberfreundlich wurden.
Bald auch in der Birs.
Der Biber liess sich nicht lange bitten: Er nahm die Ergolz und den Rhein oberhalb des Kraftwerks Birsfelden wieder in Besitz. Und auch die Wiederbesiedlung der Birs dürfte bald folgen, was Leugger wahrscheinlich noch mehr freuen wird. Denn dieser Fluss gehört ganz besonders zu seinem Leben: Leugger ist im Basler Lehenmattquartier an der Birs aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in Arlesheim in Birsnähe.
Ein bisschen schade ist nur, dass der 43-Jährige nicht mehr Leiter von «Hallo Biber» sein wird, wenn einmal der erste Biber birsaufwärts schwimmt. Denn Leugger wechselt seine Stelle per Anfang Mai über die Birs und wird Geschäftsleitungsmitglied der Stadtgärtnerei Basel. Wieso dieser abrupte Wechsel vom Biberexperten zum Verwaltungsanfänger? Sind ihm die Biber etwa zuviel geworden? «Nein, ich kann mich nach wie vor voll mit dem Biber-Projekt identifizieren. Aber es läuft in drei Jahren aus, und ich sehe keine Weiterentwicklungsmöglichkeit bei Pro Natura», sagt Leugger. Die neue Stelle sei eine Chance, vermehrt im Managementbereich tätig zu sein und einen ganz andern Betrieb kennenzulernen.
Leuggers Wechsel, obwohl durch sein kürzlich abgeschlossenes Zusatzstudium des betriebswirtschaftlichen Managements für Non-Profit-Organisationen bereits angedeutet, überraschte dennoch alle. Mirjam Würth, Präsidentin von Pro Natura Baselland, schaltete den Computer aus, als sie das entsprechende Mail von Leugger gelesen hatte: «Das kann nicht sein», war ihr erster Gedanke. Aber nachdem sie den Computer wieder eingeschaltet hatte, war die Botschaft immer noch da - und Würth hatte ein Problem. Einen gleichwertigen Ersatz für Leugger zu finden, war sehr schwierig.

Aber auch für Leugger wird der Neuanfang nicht ganz einfach sein. Denn seit seinem Studienabschluss in Biologie und Geografie arbeitete er stets bei Naturschutzorganisationen. Seine Stationen waren: Geschäftsführer des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands, Projektleiter für Schutzgebiete bei Pro Natura Schweiz und schliesslich Geschäftsführer von «Hallo Biber». Die Biber werden aber schon seiner beiden Kinder wegen Bestandteil seines Lebens bleiben: «Sie haben das ‹Biberfeuer› von mir übernommen und mir immer wieder Äste mit Nagespuren für meine Arbeit besorgt.»
In Urs Leugger brennt aber noch ein anderes Feuer - jenes für die Politik. Seine erste Landratskandidatur im Februar für die Grünen habe «leider nicht ganz geklappt» (Leugger ist erster Nachrückender). Doch die Lust ist ihm damit nicht vergangen. Gut möglich, dass er bald wieder landauf, landab zieht - im Rucksack dann Flugblätter statt Biberschädel.

Siehe auch: Die Birs - Lebensraum für Flora und Fauna (Wanderer)
und: Der Biber soll in der Schweiz wieder mehr Platz erhalten (BaZ)

Annemarie Düringer ist Fräulein Gretz

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Die Arlesheimerin Annemarie Düringer ist Fräulein Gretz im Film "Der Fall" (Schweiz, 1972).
Schauspieler Walo Löünd, der zwei Jahre zuvor mit Kurt Frühs «Dällebach Kari» nationale Berühmtheit erlangt hatte, verkörpert darin einen kleinen Privatdetektiv, der auf die schiefe Bahn gerät.

Das Schweizer Fernsehen wiederholt das in Schwarzweiss gedrehte Psychodrama am Mittwoch, 18. April 2007, 00.10 Uhr, im Rahmen der kleinen Filmreihe zum 80. Geburtstag von Walo Löünd.>

Dällebach Kari und seine Arleser Wirtin

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Dällebach Kari 1925, Originalfoto

«S'isch einisch eine gsy, dä het vo früech a drunder glitte, das ihn die andre gäng usglachet hei. Am Aafang het är grännet, het sech mit de andre gstritte, s'nützt nüt, das isch ja nume, was sie wei.» - aus der Ballade über Dällebach Kari von Mani Matter.

Dällebach Kari wurde als Kari Tellenbach am 6. April 1877 in Walkringen geboren – als zweitjüngstes von neun Kindern. Er absolvierte eine Coiffeurlehre und eröffnete am 1. Juli 1900 an der Neuengasse 4 in Bern sein eigenes Coiffeurgeschäft. Dällebach Kari, der wegen seiner Hasenscharte oft gehänselt wurde, galt als Berner Stadtoriginal, Witzbold und Sprücheklopfer. Seine Spässe, Sprüche und der von der Kundschaft so geschätzte Humor waren aber nur Verzweiflungsschreie eines Menschen, der unter seiner Hasenscharte litt und vor Einsamkeit fast erstickte. Nach Krebserkrankung und unglücklicher Liebe beging er in der Nacht auf den 1. August 1931 Suizid. Dällebach Kari - ein Mann auf der Flucht vor der Gesellschaft - wirft sich in die Aare.

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Die Arlesheimerin Annemarie Düringer und Walo Lüönd im Film "Dällebach Kari"

Dällebach Karis Lebensgeschichte wurde 1970 von Kurt Früh verfilmt – mit Walo Lüönd in der Hauptrolle und der Arlesheimerin Annemarie Düringer als Karis Wirtin, Frau Jenni.

SF 1 zeigt am Sonntag, 15. April 2007, 13.10 Uhr, den Film Dällebach Kari, Schweiz 1970, Regie: Kurt Früh.

Alfred Rasser - ein Arleser wird 100 Jahre alt

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In diesem Haus an der Hangstrasse 39 in Arlesheim wohnte Alfred Rasser und seine Familie in den 1950-er und frühen 1960-er Jahren.

Am 29. Mai 2007 wäre Alfred Rasser 100 Jahre alt geworden. In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, mit elf Jahren schon den Vater verloren, begann seine berufliche Karriere relativ unspektakulär als Lehrling bei der Spedition Jacky Maeder & Cie, wo er nach Lehrabschluss noch zwei Jahre weiter arbeitete.
1928 arbeitete er für den "Internationalen Hilfsdienst Liechtenstein", und noch im gleichen Jahr versuchte er sich als Hühnerzüchter im Tessin. Gleichzeitig besuchte er erstmals eine Schauspielschule und fand dort seine wahre Passion. In dieser dreijährigen Ausbildung arbeitete er nebenher als Buchhalter. Mit Abschluss der Schauspielschule im Jahre 1930 gründete er eine eigene Theatergruppe. Leben konnte er von dieser Arbeit jedoch noch nicht. Er führte deshalb von 1930 bis 1935 sein eigenes Malergeschäft.

Der erste grosse Erfolg konnte Rasser 1934 mit "John D. erobert die Welt" feiern und rundete seine kommende Karriere mit der Schauspielerprüfung ab. Von 1932 bis 1945 war er mit Adele Schnell verheiratet, aus der Ehe ging Sohn Roland Rasser hervor. 1947 heiratete er Ninette Rosselat, mit der er drei Kinder hatte. In den 1950-er und frühen 1960-er Jahren wohnte die Familie in Arlesheim, an der Hangstrasse 39.

Alfred-Rasser
Rasser in seiner wohl bekanntesten Rolle - als HD Soldat Läppli

1945 kreierte Alfred Rasser schliesslich seine berühmteste Figur, die des HD Läppli. Die Theatererfolge waren derart gross, dass eine Verfilmung geradezu logisch war. 1954 folgte die erste filmische Umsetzung mit "Läppli am Zoll", 1959 folgte "HD-Soldat Läppli" und 1961 "Demokrat Läppli".

Zwar war Alfred Rassers Läppli von Jaroslav Hašeks bravem Soldaten Schwejk inspiriert, der HD Soldat (= Hilfsdienst-Soldat) Läppli wird jedoch nicht in einen mörderischen Krieg gezwungen, sondern er nimmt nur die Auswüchse des Militärdienstes aufs Korn, doch steht für ihn der neutrale Staat, für den er Dienst tut (die Schweiz im Zweiten Weltkrieg), überhaupt nicht zur Diskussion. Dennoch ist der Film bis heute die einzige Komödie, die es gewagt hat, den schweizerischen Militarismus und das Ansehen der Armee anzukratzen.

Neben der Schauspielerei verfolgte Alfred Rasser auch eine politische Karriere. 1967 schliesslich wird er für Migros-Begründer Duttweilers Landesring der Unabhängigen in den Nationalrat gewählt und übte diese Funktion bis 1975 aus.

Alfred Rasser starb am 18. August 1977.

Biografie

HD Läppli ist als Video-Film in der Bibliothek Arlesheim ausleihbar.

Ein Arleser Wassermann

Franz-Kink-Arlesheim

«Die Leitungsrohre sind das Kapital der Wasserversorgung», sagt Franz Kink. Foto Roland Schmid

Nach 35 Jahren ist Brunnmeister Franz Kink in Pension gegangen.Er war Herr über 50 Kilometer Wasserleitung in der Gemeinde Arlesheim. Zu seiner Pensionierung publizierte Peter de Marchi in der Basler Zeitung (Ausgabe vom 22.März 2007, Seite 22) folgenden Artikel:

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Basler Zeitung)

Forelle, Barbe, Äsche oder auch der seltene Stichling - keiner dieser Fische hatte eine Überlebenschance, als im Juni 1998 giftiger Leimstoff der Firma Van Baerle in die Birs geflossen war. Es war für die Birs die grösste Katastrophe der letzten zehn Jahre. Unfälle dieser Art seien die grösste Bedrohung für das Grundwasser, sagt Franz Kink, Arlesheimer Brunnmeister, in Pension seit dem 1. März dieses Jahres. Glück im Unglück - ins Grundwasser sei damals nichts von dem giftigen Stoff eingedrungen.
35 Jahre lang wachte Franz Kink über die Qualität des Arlesheimer Trinkwassers, über das Grundwasser, dessen unterirdische Seen von der Birs gespiesen werden. 35 Jahre war er der Bevölkerung Garant für frisches Trinkwasser - nie gab es etwas zu bemängeln. Früher sei es meist ein Sanitär-installateur gewesen, der sich zusammen mit dem Gemeindepräsidenten um das Trinkwasser gekümmert habe, erinnert sich Kink - erst seit knapp zehn Jahren sei der Brunnmeister ein eidgenössisch anerkannter Beruf. Er selber ist gelernter Maschinenmechaniker; 1972 meldete er sich auf ein Inserat hin bei der Gemeinde und wurde als stellvertretender Brunnmeister eingestellt. 1991 ging der alte Brunnmeister in Pension, Kink wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Heute wacht ein Dreierteam über Arlesheims Trinkwasser.

Natur und Technik. Franz Kink liebte seinen Beruf, liebte «das Zusammenspiel von Natur und Technik» - auf der einen Seite den Umgang mit dem Element Wasser, die Arbeit draussen im Wald und auf den Wiesen; auf der anderen Seite die technische Herausforderung, vor die ihn die Wasserversorgung gestellt hat. Kurz vor seiner Pensionierung hat Franz Kink mit der Umstellung auf ein digitales Steuersystem die Arlesheimer Wasserversorgung völlig modernisiert.
35 Jahre lang war Franz Kink der Herr über 50 Kilometer Arlesheimer Wasserleitungen. 35 Jahre lang hat er für den Unterhalt dieser 50 Kilometer Rohre gesorgt. «Die Leitungsrohre sind das grosse Kapital der Wasserversorgung», sagt Kink. Und er erinnert sich an die schweren Gussrohre, die noch vor 30 Jahren verlegt werden mussten; die heutigen Kunststoffrohre sind gut einen Drittel leichter.
Er kann nicht mehr sagen, wie viele neue Rohre er und seine Mitarbeiter in den vielen Jahren verlegt haben. Das Leitungsnetz «in Schuss» zu halten aber gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Brunnmeisters. Mit Schrecken erinnert er sich noch an jene Nacht im Jahr 1989, als innerhalb von 24 Stunden gleich zwölf Rohre brachen. Der Grund dafür ist bis heute nicht ganz klar.
Leitungen pflegen, Reservoirs reinigen, Pumpen warten und die Qualität des Grundwassers überprüfen, das sind die Kernaufgaben des Brunnmeisters. Jeden Monat schickte Franz Kink eine Wasserprobe ins Kantonale Labor, dort wird die Qualität untersucht. Er selber prüfte die Qualität des Wassers ständig, mit Augen und Gaumen; eine Trübung des Wassers oder eine geschmackliche Veränderung müsste Kink rasch bemerken und das Labor einschalten.

Normales Wasser. Hat Arlesheim ein spezielles Wasser? «Nein, es ist ein normales, ausgeglichenes Wasser», sagt Kink. Ein hartes Wasser, bedingt durch die kalkhaltigen Böden in unserer Gegend. Geht Franz Kink etwa ins Tessin, spürt er den Unterscheid sofort. Nicht nur beim Trinken, vor allem beim Händewaschen. Die Seife lasse sich nur viel schwerer wegspülen, typisch für Wasser aus granithaltigem Untergrund.
Franz Kink ist in Arlesheim geboren, die Leute kennen ihn. Kein Wunder, er musste ja auch die Wasserzähler in allen Haushalten ablesen. Aber er ist auch sonst fest verankert im Dorf, war bei der Feuerwehr, macht Musik, ist Präsident des Pfarreirates der römisch-katholischen Kirche und Aktuar und Kassier der Domplatzbrunnengesellschaft. Letztere ist eine Spezialität Arlesheims. Die Gesellschaft verwaltet immer noch das Wasser aus der Ermitagequelle, das einst dem Bischof zustand. Acht Private nutzen heute noch das «Domherrenwasser», den Rest beziehen Gemeinde und Kanton, die sich in den Domliegenschaften eingemietet haben. Heiliges Wasser, das da aus der Ermitage ins Dorf fliesst? Franz Kink schmunzelt. «Kaum anders als das Grundwasser der Birs.»

Neue Pfeiferkönigin aus Arlesheim

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Stefanie Bosshard gewinnt als Hofnarr mit dem Marsch "Syydelärvli" das Offizielle Preistrommeln und -pfeifen in der Kategorie Pfeifer einzeln, Alte.

Der Wanderer gratuliert der Arlesheimerin Stefanie Bossard zur goldenen Pfeiferkrone 2007. "Ihr zarter, sanfter Sound ist einzigartig. Schon im Charivari ist vor Jahren ihr ganz spezieller Ton als Sünneli aufgefallen", schreibt die Basler Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe.

Franziska Burkhardt

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Franziska Burkhardt, Mandolinenspieler, 1999

Franziska Burkhardt wurde 1958 in Basel geboren und wuchs - bis auf einen mehrjährigen Afrika-Aufenthalt der Familie - in der Umgebung Basels auf. Nach der Matura Ausbildung zur Fachärztin für Psychiatrie. Während und nach dem Studium künstlerische Ausbildung und Tätigkeit, so u.a. 1982 Besuch der ­Beaux-Arts in Paris, Abteilung Zeichnen, Kupferdrucken, Figürliches Modellieren, Tierzeichnen und Unterricht bei verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern (Kupferdrucken, Steinhauen, Zeichnen und Malen). 1994 Eintritt in den Verein für experimentelle Druckgraphik (Druckwerkstatt) Warteck pp (aufgelöst Ende 2001) und Beginn regelmässiger Ausstellungstätigkeit. Seit 2002 Mitglied der GSBK. Neben dem künstlerischen Schaffen reduzierte psychotherapeutische Tätigkeit in einer Gemeinschafts­praxis in Arlesheim.

Franziska Burkhardt wohnt und arbeitet in Arlesheim. Bis Mitte Februar sind ihre Werke im Blumenwunderland an der Hauptstrasse 38 zu sehen.

Lesenswert der Text von Franziska Burkhardt über ihre Arbeit Bewegte Linien - und ewig zeichnet der Mensch (publiziert in der Schweizerischen Ärztezeitung Nr. 44, 2000).

Albert Werren: Da suechsch, es Läbe lang

Albert-WerrenAlbert Werren wurde 1907 in Brienz geboren. «Wir waren 13 Kinder», erzählt er aus seinen Jugendjahren. Sein Elternhaus, das Kusterhaus, war eines der letzten Häuser, das ein Schindeldach zierte. Er erinnert sich an einen Lausbubenstreich nach der Schule. Die Buben hätten auf dem Nachhauseweg Schabernack getrieben und wollten über ein Heunetz springen. Da fiel der Albert hin und Bücher und Hefte lagen verstreut im Dreck. Schmutzig von oben bis unten trat der Junge vor die Mutter, welche die Hände rang. «Zur Strafe musste ich gleich beim Coiffeur nebenan arbeiten gehen.»

Daraus entstand ein Dauerjob. «Die ganzen Sekundarschuljahre seifte ich jeweils am Samstag Köpfe ein». Hier hörte er manche Sachen, die nicht für Bubenohren bestimmt waren. Klatsch, Geständnisse und Schicksale fanden ein offenes Ohr im Coiffeurladen. An die dreissig verschiedene Schüsseln habe er auseinander halten müssen, weiss er. Jeder Mann besass seine eigene Büchse mit Rasierseife. Dabei sahen alle ähnlich aus. Anfangs hätte der Coiffeur ihm geholfen, doch mit der Zeit wusste er, wem welches Büchsli gehörte. Rasiert wurde nur am Samstag: «So ein Tag dauerte oft von morgens um acht Uhr bis abends nach elf Uhr, das war sehr anstrengend». Doch es gabs nichts anderes. Einmal rasieren kostete vierzig Rappen: «Mancher Kunde bezahlte mir zehn Rappen fürs Einseifen». Das Geld sparte er sorgsam. Nach fünf Jahren hatte er 300 Franken gespart.

Albert-Werren1Bücher als tröstende Welt. Der Junge ging nach der Schule ein Jahr ins Welschland und arbeitete in einer Gemüsegärtnerei. «Oh, was hatte ich da 'Lengiziiti'! Ich tröstete mich, indem ich in die Welt der Literatur eintauchte. Bücher eröffneten mir neue Dimensionen». Die Sprache begleitete ihn das Leben lang. Albert Werren blickt auf, schmunzelt und wechselt vom heimeligen «Brienzertiitsch» in Baselmundart. Einmal gelernte Dialekte vergisst er nicht mehr. Später trat er einem Literaturclub bei, wo er mit Gleichgesinnten verschiedene Bücher besprechen konnte oder an Lesungen teilnahm.

Abwart im St. Jakob Stadion. Das Werken mit und in der Natur gefiel Albert Werren sehr, also absolvierte er in Genf die Gartenbauschule. Anschliessend fand er eine Stelle, wo er als Vorarbeiter figurierte. In dieser Zeit lernte Albert Werren seine zukünftige Frau Rosa Wirz, eine gebürtige Baslerin, kennen. Sie war erste Verkäuferin im «Allgemeinen Consum Verein». «Geheiratet haben wir in Basel im Dezember 1934». Im selben Jahr erhielt Werren eine Anstellung als Abwart im neu erbauten Stadion St. Jakob: «Die wirtschaftliche Lage war fatal, auf diese Ausschreibung meldeten sich 478 Männer». Die Böden der 18 Fussballplätze mussten von Hand planiert werden: «Da war genaue Arbeit gefragt: Plus minus zwei Zentimeter lagen drin». Werren war auch bekannt als guter Lehrmeister, und bald schon hiess es bei Leuten, die nirgends sonst integriert werden konnten: «Bringt ihn zu Werren, der weiss ihn schon anzuleiten».

Kindheitserlebnisse aufgeschrieben. Wenn Albert Werren trotz Arbeit und Familie noch Zeit fand, schrieb er seine Gedanken und Erinnerungen an Kindheitserlebnisse nieder. Stark geprägt ist er von Brienz: «Sehr viele Schriften handeln von meiner Zeit dort und den Menschen, die ich kannte und die dort lebten». Seine Familie war gewachsen. Er und seine Frau hatten fünf Kinder: Lienhard, Martin, Andreas, Marianne und Mathias.
Quelle: Jungfrau Zeitung

Albert Werren feierte am 1. Juni 2006 seinen 99. Geburtstag. Es war stiller geworden um ihn, aber nach wie vor gab er sich dem Studium der Schweizer Dialekte hin. Vorgestern, am 26. September 2006, starb er in seinem 100. Lebensjahr in Arlesheim.

Werren und Gilgien - Arleser Dichter - sie werden sich nie gekannt haben.

Es gfrewts Ebbchon
Daa suechsch... es Läbe llang.
Groos Lengeni niemmer z gägni.
O mid dr sälbe chuuscht nid geng z Gang.
Numme Stotzigs-chuum eis Glägni.

D Schuld ächt biender sälben?
Zyyt ses izgsehn-
`s wil Aabe wwäärden-, faad an gälben.
Soo sinnischt, ob bi-n dier der Grund,
das d‘numme das blätzewwyys e lluggi Stund?
Am Boort steid epper uuf;

du hescht ma nimme truwwed z waarten druf.
E Schrid-, du gspirschd e wwarmi Hand-
u etz...?
Es ischt gad wie Sunndiggwand...

Albert Werren, Herbschtmaanet 72

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