Montag, 26. März 2007

Ein Arleser Wassermann

Franz-Kink-Arlesheim

«Die Leitungsrohre sind das Kapital der Wasserversorgung», sagt Franz Kink. Foto Roland Schmid

Nach 35 Jahren ist Brunnmeister Franz Kink in Pension gegangen.Er war Herr über 50 Kilometer Wasserleitung in der Gemeinde Arlesheim. Zu seiner Pensionierung publizierte Peter de Marchi in der Basler Zeitung (Ausgabe vom 22.März 2007, Seite 22) folgenden Artikel:

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Basler Zeitung)

Forelle, Barbe, Äsche oder auch der seltene Stichling - keiner dieser Fische hatte eine Überlebenschance, als im Juni 1998 giftiger Leimstoff der Firma Van Baerle in die Birs geflossen war. Es war für die Birs die grösste Katastrophe der letzten zehn Jahre. Unfälle dieser Art seien die grösste Bedrohung für das Grundwasser, sagt Franz Kink, Arlesheimer Brunnmeister, in Pension seit dem 1. März dieses Jahres. Glück im Unglück - ins Grundwasser sei damals nichts von dem giftigen Stoff eingedrungen.
35 Jahre lang wachte Franz Kink über die Qualität des Arlesheimer Trinkwassers, über das Grundwasser, dessen unterirdische Seen von der Birs gespiesen werden. 35 Jahre war er der Bevölkerung Garant für frisches Trinkwasser - nie gab es etwas zu bemängeln. Früher sei es meist ein Sanitär-installateur gewesen, der sich zusammen mit dem Gemeindepräsidenten um das Trinkwasser gekümmert habe, erinnert sich Kink - erst seit knapp zehn Jahren sei der Brunnmeister ein eidgenössisch anerkannter Beruf. Er selber ist gelernter Maschinenmechaniker; 1972 meldete er sich auf ein Inserat hin bei der Gemeinde und wurde als stellvertretender Brunnmeister eingestellt. 1991 ging der alte Brunnmeister in Pension, Kink wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Heute wacht ein Dreierteam über Arlesheims Trinkwasser.

Natur und Technik. Franz Kink liebte seinen Beruf, liebte «das Zusammenspiel von Natur und Technik» - auf der einen Seite den Umgang mit dem Element Wasser, die Arbeit draussen im Wald und auf den Wiesen; auf der anderen Seite die technische Herausforderung, vor die ihn die Wasserversorgung gestellt hat. Kurz vor seiner Pensionierung hat Franz Kink mit der Umstellung auf ein digitales Steuersystem die Arlesheimer Wasserversorgung völlig modernisiert.
35 Jahre lang war Franz Kink der Herr über 50 Kilometer Arlesheimer Wasserleitungen. 35 Jahre lang hat er für den Unterhalt dieser 50 Kilometer Rohre gesorgt. «Die Leitungsrohre sind das grosse Kapital der Wasserversorgung», sagt Kink. Und er erinnert sich an die schweren Gussrohre, die noch vor 30 Jahren verlegt werden mussten; die heutigen Kunststoffrohre sind gut einen Drittel leichter.
Er kann nicht mehr sagen, wie viele neue Rohre er und seine Mitarbeiter in den vielen Jahren verlegt haben. Das Leitungsnetz «in Schuss» zu halten aber gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Brunnmeisters. Mit Schrecken erinnert er sich noch an jene Nacht im Jahr 1989, als innerhalb von 24 Stunden gleich zwölf Rohre brachen. Der Grund dafür ist bis heute nicht ganz klar.
Leitungen pflegen, Reservoirs reinigen, Pumpen warten und die Qualität des Grundwassers überprüfen, das sind die Kernaufgaben des Brunnmeisters. Jeden Monat schickte Franz Kink eine Wasserprobe ins Kantonale Labor, dort wird die Qualität untersucht. Er selber prüfte die Qualität des Wassers ständig, mit Augen und Gaumen; eine Trübung des Wassers oder eine geschmackliche Veränderung müsste Kink rasch bemerken und das Labor einschalten.

Normales Wasser. Hat Arlesheim ein spezielles Wasser? «Nein, es ist ein normales, ausgeglichenes Wasser», sagt Kink. Ein hartes Wasser, bedingt durch die kalkhaltigen Böden in unserer Gegend. Geht Franz Kink etwa ins Tessin, spürt er den Unterscheid sofort. Nicht nur beim Trinken, vor allem beim Händewaschen. Die Seife lasse sich nur viel schwerer wegspülen, typisch für Wasser aus granithaltigem Untergrund.
Franz Kink ist in Arlesheim geboren, die Leute kennen ihn. Kein Wunder, er musste ja auch die Wasserzähler in allen Haushalten ablesen. Aber er ist auch sonst fest verankert im Dorf, war bei der Feuerwehr, macht Musik, ist Präsident des Pfarreirates der römisch-katholischen Kirche und Aktuar und Kassier der Domplatzbrunnengesellschaft. Letztere ist eine Spezialität Arlesheims. Die Gesellschaft verwaltet immer noch das Wasser aus der Ermitagequelle, das einst dem Bischof zustand. Acht Private nutzen heute noch das «Domherrenwasser», den Rest beziehen Gemeinde und Kanton, die sich in den Domliegenschaften eingemietet haben. Heiliges Wasser, das da aus der Ermitage ins Dorf fliesst? Franz Kink schmunzelt. «Kaum anders als das Grundwasser der Birs.»

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