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Arlesheim: Heimat

Arlesheim-Menschen-und-ihre-HeimatNun ist das Buch erhältlich: Arlesheim, Menschen in ihrer Heimat. In 15 Beiträgen werden Menschen porträtiert, die zu Arlesheim in einer besonderen Beziehung stehen. Jung und Alt kommen zu Wort; Bekannte und Unbekannte berichten über Wichtiges und Nebensächliches.


Arlesheim-Menschen-und-ihre-Heimat1So begegnen wir den Marktfrauen und -männern des freitäglichen Gmüesmärts, lesen vom Schwimmbad als Arbeitsplatz - nicht nur für Badmeister -, wandern mit Oscar Studer durch die Eremitage, begleiten in Gedanken tollkühne Seifenkistenfahrer vom Schiessstand bis zum Dreiröhrenbrunnen und lesen, warum die Hohlen Felsen Fredy Hellers Heimat für seine unberührten Sehnsüchte und Ausflüchte sind.

Arlesheim-Menschen-und-ihre-Heimat2Besonders eindrücklich ist, wie die heute 95-jährige Bertha Henner-Kaufmann die Wochen des Schappe-Streiks von 1945 nochmals aufleben lässt, als sie mit anderen Frauen zusammen die Initiative ergriff und für mehr Lohn und einen Gesamtarbeitsvertrag kämpfte. Oder die beiden alten Damen, die in einer Alterswohnung der Obesunne leben, und von früher erzählen. Fast nicht sattlesen kann man sich an solchen Zeilen gelebter Geschichte aus unserem Dorf.

Aresheim-Menschen-und-ihre-HeimatAuf einfühlsame Weise porträtieren die Schwarzweissfotografien von Joschi Herczeg Arlesheim und seine Menschen; durch das Objektiv des Fotografen werden neue Blickwinkel offenbart, weitere Geschichten erzählt.

Vielleicht gar die besten.

Wer ist Pantalone?

PantaloneLaut Wikipedia ist Pantalone, was nichts anderes als Hose auf italienisch heisst, eine Lieblingsfigur der italienischen Commedia dell'Arte und ein alter, geschäftstüchtiger und geiziger, meist verliebter und stets betrogener Geck in Pantoffeln und enger Strumpfhose (Pantalons). Naiv, senil, unternehmerisch. Für die Alten ist er noch älter, für die Schürzenjäger zu naiv. Ein läppischer Meister. -
Seit kurzem gibt es eine Arleser Version: er beschreibt sich als poetischen, lebensfreudigen, Mephisto-beschuhten und Pepsi trinkenden, rot-grünen (nein, nicht so wie du denkst; sie funktioniert ganz anders, Pantalones Farbenlehre, lies nach!)Pantalone, der uns literarische Leckereien offeriert. Sei benvenuto, Pantalone!

Das Geheimnis des Fahrradhändlers

Aus aktuellem Anlass empfehle ich, da unser Dorf am 12. Juni 2006 Etappenziel der Tour de Suisse ist, das Büchlein des französischen Zeichners und Autors Jean-Jacques Sempé Das Geheimnis des Fahrradhändlers zur Lektüre - eine etwas andere Fahrradgechichte.
Sempé erzählt die Geschichte von Raoul Taburin (der in der deutschen Übersetzung Paul Tamburin heisst), dem Fahrradhändler, der ein grosses Geheimnis mit sich herumträgt.
Und so beginnt's:
"Wenn es einen Menschen gab, der sich wirklich auskannte mit Gangschaltungen, Pedalhaken, Kugellagern, Zahnkränzen, Schläuchen, Ballonreifen, Halbballonreifen oder schlauchlosen Rennradreifen, dann war es kein anderer als Paul Tamburin, der Fahrradhändler des Städtchens Saint-Céron.
sempe-quietschen
Sei's ein Quietschen,
sempe-pfeifen
sei's ein Pfeifen,
sempe-feinabstimmung
sei es eine subtile Frage der Feinabstimmung oder ein heikler operativer Eingriff - es gab auf der Welt kein fahrradtechnisches Problem, das Paul Tamburin nicht gelöst hätte. Sein Ruf war so gewaltig, dass man im ganzen Landkreis zu einem Fahrrad nicht mehr "Fahrrad" sagte, sondern einfach "Tamburin"."

Ja, und irgendwann im Verlauf der Geschichte steht Saint-Céron auch im Banne der Tour de France, grad so wie Arlesheim am Montag der Nabel der Tour de Suisse sein wird ... Noch immer gelingt es Paul Tamburin sein Geheimnis für sich zu wahren, bis dass ein Neuling nach Staint-Céron kommt, ein Fotograf namens Henri Feigenwinter. Nun wird aus der Geschichte um Fahrräder, Tour de France und gescheiterte Liebe eine wunderbare Geschichte von Freundschaft - eine Geschichte, die zeigt, wie nebensächlich Fahrradfahren ist ...

Osterspaziergang mit Dr. Faust

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weisses,
überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!


aus "Faust I" von Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749, † 22. März 1832).

Frohe Ostern wünscht der Wanderer von Arlesheim

Ein Lyriker. Ein November-Fürst.

Ende Jahr wird ein Foto- und Textband über Arlesheim erscheinen. 16 Kapitel, eines davon von Hansjörg Schneider, der über einen unbekannten Arleser Dichter und Trinker - so die offizielle Beschreibung des Lyrikers Manfred Gilgien durch den Gemeinderat - schreiben wird. - Als er neun Jahre alt war, zog Gilgien mit seiner Familie nach Arlesheim, hier wohnte er bis er etwa 20 war. Im November 1993 starb er 45-jährig in seiner Kleinhüninger Wohnung; er wurde auf dem Friedhof Bromhübel beigesetzt.
Manfred-Gilgien

Etwas gestolpert bin ich über das Tandem Dichter und Trinker.
Manfred Gilgien war so vieles - ein Sehnsüchtiger, ein Erfinder, ein Verzweifelter. Vielleicht auch ein Trapezkünstler, wie sein Marinelli, den er sagen lässt:
Ich ertrage es einfach nicht mehr, unten das Falsche zu tun, damit ich oben das Richtige tun kann.
Oder einer, der seine Rolle irgendwo liegengelassen hat - wie der Ich-Erzähler in Groddeck? Man ist nicht mehr derselbe, behaupten einige, anderen bestätige ich, dass das Unveränderliche an ihnen immer das Veränderliche sein wird. Sie loben meine Präzision. Ich bin Rollenträger, sage ich und habe meinen Job einigermassen zu erfüllen. Ich muss meine Rolle irgendwo liegengelassen haben, glaube ich, muss bei den Alten nachfragen, die haben noch Rezepte.
Oder hat vielleicht auch der November-Fürst einen Gilgien-Kern?
Der Fürst, sagte sie, ist ein komplizierter Mensch. Fürst, sagte er, du bist ein zwischen den verschiedensten Möglichkeiten hin und her oszillierendes Wesen. Als Fürst, sagte ich, muss ich mich endlich präziser ausdrücken. (...) Ich bin der November-Fürst. Ich stehle mich in einen Eisenbahnwagen, drücke mich in ein Abteil und fahre nordwärts, südwärts, ostwärts, westwärts und immer denke ich, wäre es mir möglich, mehr Weisheit unter die Leute zu bringen, meine ganze Reiserei, diese durch und durch organisierte Raserei, könne ich mir sparen (...).
(alle Texte aus Strassen-Tango, Gedichte und Prosa, 2005 neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Hansjörg Schneider, Verlag Nachtmaschine).

Manfred Gilgien hat es verstanden, Augenblicke des Suchens und Findens in zauberhafte (so treffend Hansjörg Schneider) Sätze, Zeilen und Verse zu giessen und er hat uns damit reich beschenkt.

Gilgien-Strassen-Tango
Noch dies: so unbekannt ist er nicht. Zumal letztes Jahr sein Buch in einer Neuauflage erschien, von Hansjörg Schneider initiiert.

Preis für Schatz

SchatzUnsere Nachbargemeinde Reinach ehrt Gottfried Schatz, den ehemaligen Professor für Biochemie und Präsidenten des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats mit dem Reinacher Preis. Wir gratulieren und empfehlen seinen Diskussionsbeitrag zu Innovationsbarrieren wärmstens zur Lektüre. -

Und an wen geht der Arleser Preis?

(via NZZ, BaZ und Webseite der Gemeinde Reinach)

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Zuletzt aktualisiert: 21. Okt, 08:23