Montag, 2. Juli 2007

Hermann Hesse: Briefe nach Arlesheim

Hermann-Hesse-Aquarell-Brief-an-Arthur-Stoll-Arlesheim
"H.H. giesst seine Blumen", Aquarell von Hermann Hesse, auf einem Brief an Prof. Arthur Stoll, Arlesheim, 26. August 1932.
Ausschnitt aus der Abbildung des Briefes in der Broschüre über das Schweizerische Literaturarchiv, Hrsg. Schweizerische Nationalbibliothek

Vor 130 Jahren, am 2. Juli 1877, wurde der Schrifsteller Hermann Hesse in Calw geboren. - Einem Arlesheimer Amateurfilmer sind die einzigen - soweit bis heute bekannt - "bewegten Bilder" Hermann Hesses zu verdanken. Der Film von Prof. Dr. Arthur Stoll (1887-1971) zeigt den Dichter mit Frau Ninon, Sohn Bruno und Freunden vor seinem Haus, der Casa Rossa in Montagnola, beim Rosenschneiden, am Schreibtisch und beim Boccia-Spiel in einem "Grotto". Ein 10-Sekunden-Ausschnitt ist auf der Hermann-Hesse-Webseite zu sehen.

Hermann Hesse, aufgewachsen u.a. in Calw (1877 - 1881) und Basel (1881 - 1886), war gelernter Buchhändler und arbeitete zeitweise (1899-1904) in einem Basler Antiquariat. Mit einem in der Neuen Zürcher Zeitung im November 1914 veröffentlichten Aufsatz, in dem er an die deutschen Intellektuellen appellierte, nicht in nationalistische Polemik zu verfallen, befand sich Hesse erstmals inmitten einer politischen Auseinandersetzung und Konflikten mit der deutschen Öffentlichkeit. 1919 liess er sich in Montagnola bei Lugano nieder. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland beobachtete Hesse mit grosser Sorge. Hesse versuchte der Entwicklung in Deutschland entgegenzusteuern, indem er sich in Buchrezensionen in der deutschen Presse für jüdische und andere von den Nationalsozialisten verfolgte Autoren aussprach. Ab Mitte der Dreissiger Jahre wurden in deutschen Zeitungen jedoch keine Artikel von Hesse mehr veröffentlicht.

Hermann-Hesse-
Hermann Hesse ein Aquarell als Briefkopf malend, Foto Stiftung Hermann Hesse Montagnola

Bertolt Brecht und Thomas Mann machten 1933 auf ihren Reisen ins Exil jeweils bei Hesse in Montagnola Station. Anfang April 1933 schreibt Hermann Hesse an Prof. Arthur Stoll nach Arlesheim: Wieder sind Sie mir mit Ihrem Brief und Ihrer Gabe wie ein freundlich hilfreicher Zauberer erschienen, ich sage Ihnen dafür recht schönen Dank. Die Gabe ist willkommen und wird ganz in Ihrem Sinn verwendet, als Beitrag zum Üben der Gastfreundschaft an den Exilierten und Emigranten. (...) Inzwischen war Thomas Mann öfter bei uns, und ich sehe mit Freude, dass er die erste schwere Depression langsam überwindet. (...) ... dieser Tage läuft sein Pass ab und wird ihm von keinem deutschen Konsulat auch nur provisorisch erneert, er wendet sich jetzt an den Völkerbund mit der Bitte um einen Pass. Noch im letzten Moment vor Hitlers Sieg erschien in Berlin Th. Manns Bekenntnis zur sozialen Republik (...). Seither steht er auf der schwarzen Liste der Terroristen obenan.
(Quelle)

1946 wurde Hermann Hesse der Nobelpreis für Literatur verliehen. „Für sein durch Versenkung getragenes Werk, das sich immer kühner und eindringlicher entwickelte und die Ideale des klassischen Humanismus ebenso wie eine hohe Kunst des Stils offenbart.“, wie die Schwedische Akademie in Stockholm begründet.

Nach 1946 bildete die Pflege seines Briefwechsels Hesses Hauptbeschäftigung. Wie die vier Bände Hermann Hesse, Gesammelte BriefeBrief-Hermann-Hesse-an-Arthur-Stoll-Arlesheim, belegen korrespondierte Hermann Hesse mit Prof. Arthur Stoll aus Arlesheim bis zu seinem Tode im Jahr 1962 über 30 Jahre lang regelmässig. Oft zierten Aquarelle Hesses Briefe. Obwohl er selbst der Malerei nie den gleichen Stellenwert wie der Schriftstellerei einräumte, war für Hesse die bildende Kunst zeitlebens weit mehr als nur ein Hobby. Er pflegte Kontakte zu Künstlern wie Cuno Amiet oder Mitgliedern der Künstlergruppen "Der blaue Reiter" oder "Die Brücke" und war immer wieder bemüht, künstlerische Strömungen aufzunehmen und in sein Werk einfliessen zu lassen.
(Brief an Prof. A. Stoll abgebildet in der Broschüre Schweizerisches Literaturarchiv, Hrsg. Schweizerische Nationalbibliothek)


Quellen:
  • "Ein Dichter mit Maltalent", Artikel in der Basler Zeitung vom 10.5.2000 zur Ausstellung in der Trotte Arlesheim (im Archiv der BaZ abrufbar)

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