Freitag, 29. Juni 2007

Der Grosse Leuchtkäfer in Arlesheim

Arlesheim-Studie-2006-Gluewuermchen-Leuchtkaefer
Glühwürmchenvorkommen in Arlesheim (2006): Fundstellen von Weibchen sind rot eingezeichnet, blau diejenigen von Männchen. Quelle

Vor einem Jahr - im Juni 2006 - veranlasste die Kober-Schwabe-Stiftung in Arlesheim eine Glühwürmchenzählung, welche die Grundlage für die Studie von Frau Dr. Eva Sprecher über das Vorkommen des Grossen Leuchtkäfers in Arlesheim bildete. Die Publikation enthält eine Bestandesaufnahme und Lageeinschätzung mit Empfehlungen zur Förderung und Schutz des Grossen Leuchtkäfers. Die Studie ist nun im Internet veröffentlicht.

Mancherlei Faktoren - so schreibt die Arlesheimerin Frau Inge Kober-Schwabe in ihrem Vorwort zur Studie - bedrohen das bei uns heimische Leuchtkäferchen; aber wir sind der Bedrohung unserer Zeit mit ihrer Technik und dem wirtschaftlichen Druck nicht macht- und hilflos ausgeliefert, jeder kann etwas dazu beitragen, dass unsere schönsten Träume nicht erlöschen, dass die Leuchtkäferchen weiterhin im Dunkeln schimmern wie lebendiges Licht.

Die Studie zeigt die Fragilität der Glühwürmchengesellschaft inmitten menschlicher Besiedlung auf. Gegen 50 Hinweise aus der Arleser Bevölkerung trugen dazu bei, dass die Leuchtkäferpopulation in Arlesheim untersucht werden konnte. Das Vorkommen ist als nicht besonders gross einzustufen, aber immerhin sind die Leuchtkäfer im ganzen Dorfgebiet nachweisbar. Verfolgt man die Fundorte, so lässt sich deutlich erkennen, dass sich das Vorkommen vor allem auf Orte konzentriert, wo naturnahe Gärten vorhanden sind. Von dicht besiedelten, vom Verkehr belasteten Zonen mit wenig Grünfläche liegen keine Nachweise vor. Die Beobachtungen erstreckten sich von Mitte Juni bis Ende Juli 2006, wobei die meisten Leuchtkäfer in der Zeit vom 19. Juni bis 15. Juli 2006 gesichtet wurden. Aus der Bevölkerung wurden gegen 120 Weibchen gemeldet - da nur sie leuchten, werden nur sie von blossem Auge erkannt. Diese Beobachtungen wurden grösstenteils in privaten Gärten gemacht,wobei die Gärten an der Ermitagestrasse 44, am Finkelerweg 6 und der alte Steinbruch oberhalb des Feuchtbiotops mit einer grösseren Anzahl leuchtender Weibchen hervorstachen. Um die männliche Population zu erforschen, wurden LED-Fallen (Lichtfallen) aufgestellt, welche mit ihrem grünen Licht Weibchen simulierten und so paarungswillige Männchen anlockten. Nach der Zählung wurden die Käfer unversehrt wieder frei gelassen. Insgesamt wurden auf diese Art gegen 90 Leuchtkäfer gezählt.

Leuchtkaefer
Nur die weiblichen Glühwürmchen leuchten. Sie sind unbeflügelt und locken so die paarungswilligen beflügelten Männchen an.

Als mögliche Gründe für den Rückgang der Leuchtkäferpopulation nennt die Autorin der Studie die Lichtverschmutzung, ungeeigneter Lebensraum infolge Wegfalls von Strukturvielfalt in Gärten und der naturfernen Zivilisationslandschaft. Ein Rückgang des Leuchtkäferbestandes in Arlesheim verlief wahrscheinlich parallel mit der Ausdehnung der Siedlungsfläche und der zunehmenden Umweltbelastung, schreibt Frau Dr. Eva Sprecher. Wo kein geeigneter Lebensraum vorhanden ist, haben Glühwürmchen keine Überlebenschancen. Auch Lichtquellen können stören und das Leuchten der Leuchtkäfer übertönen, denn das Licht der Leuchtkäfer ist der völligen Dunkelheit angepasst.

Die Studie von Frau Dr. Sprecher über Arlesheims Glühwürmchenvorkommen kommt zu folgendem Schluss: Nebst der Bekämpfung der Lichtverschmutzung spielen private Gärten eine wichtige Rolle für die Erhaltung der Glühwürmchenpopulation. Entscheidend ist eine naturnahe Pflege und ein Reichtum an Strukturen (siehe auch: Misch dich nicht ein - Sieben Regeln für faules Gärtnern. Glühwürmchen wurden auch an Strassenborden, Waldrändern und Wiesen gefunden; auch diesen Grünflächen ist daher Beachtung zu schenken. Zur Rolle der privaten Gärten für die Glühwürmchenpopulation in Arlesheim hat Frau Dr. Sprecher in einem Interview mit dem Wanderer wichtige Hinweise gegeben.

Am Freitag, 29. Juni 2007, findet ein Leuchtkäfer-Nachtspaziergang statt. Frau Dr. Eva Sprecher begleitet alle Interessierten auf der Suche nach Glühwürmchen. Treffpunkt: 22 Uhr, Bachrechen. Die Exkursion dauert eine Stunde und wird vom Naturschutzverein Arlesheim organisiert.

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