Schloss Birseck: Von der Burg zur Ruine (1200 - 1794)
Die Sanierungsarbeiten am Schloss Birseck sind im Frühling 2007 abgeschlosssen worden. Die vorgängig an diese Arbeiten erfolgte archäologische Bauanalyse untersuchte die Spuren der bewegten Geschichte des Schlosses und gibt Anlass, einen Blick auf die Vergangenheit des Bauwerks zu werfen.
Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts wurden im Wald östlich von Arlesheim vier befestigte Burganlagen errichtet, die den Namen Birseck trugen: die Obere Burg (obere Birseckburg, castrum birseke superior, heute Burg Reichenstein), die Hintere und die Mittlere Burg (von der hinteren und der mittleren Burg, castrum medium sind nur noch stark zerfallene Ruinen mit Mauerresten eines Rundturmes erhalten geblieben) und weiter südlich die Vordere Burg (heute Burg bzw. Schloss Birseck).
Über die Anfänge der Burg könnten nur Grabungen Klarheit verschaffen. Solche sind im Rahmen der Restaurierung nicht erfolgt, da diese mit Zerstörungen verbunden gewesen wären. Um 1200 vermutlich durch unbekannte Lehensträger des Klosters Niedermünster errichtet, gelangte die Burg Birseck 1239 zusammen mit dem Hof in den Besitz des Bischofs von Basel.
Blick vom Turm Richtung Arlesheim
Wie wichtig die Burg Birseck für die Kontrolle des unteren Birstals war, zeigt die Reaktion des wichtigsten Kontrahenten es Bischofs von Basel, des Grafen von Frohburg, der den Verkauf an den Bischof sogleich anfocht. Die archäologischen Analysen haben belegt, dass der Bischof schon im Winter 1243/1244 Bauholz rüsten liess und umfangreiche Mauererarbeiten in Auftrag gegeben hatte. Der heutige Grundriss geht auf die Zeit des Bischof Lüthold von Basel zurück. In der Folge diente das Schloss zeitweise als Bischofsresidenz; Bischof Lütholds Nachfolger, Bischof Heinrich von Neuenburg lud gar den Papst auf Schloss Birseck ein.
Beim Erdbeben von 1356 wurde die Burg teilweise zerstört, was das Leben auf der Burg erschwerte. Mehrere vertikale Risse in der Südfassade gehen vermutlich auf das Erdbeben von 1356 zurück. Wie in Basel könnten aber die Zerstörungen durch nachfolgende Feuersbrünste verheerender gewesen sein als das Erdbeben selbst, denn fast die Hälfte der anschliessend wieder verwendeten Bausteine weisen deutliche Brandspuren auf. Der Bischof stellte die Burg aus Geldnot nicht selber wieder her, sondern verpfändete sie an die Gebrüder von Ramstein mit der Bedingung, sie für die Bischöfe offen zu halten und mit 500 Pfund wieder aufzubauen. Im 15. Jahrhundert war die Burg wieder aufgebaut und diente bis 1763 einem bischöflichen Landvogt als Wohnsitz. Von hier aus verwaltete er die Herrschaft Birseck. Im 16. Jahrhundert residierte Bischof Blarer von Wartensee in der Burg. Es gelang ihm 1582 Arlesheim und anschliessend die übrigen Gemeinden des Birseck zu rekatholisieren. In einem denkwürdigen Gottesdienst am 29. Oktober 1581 in der seit Jahrzehnten protestantischen Arlesheimer Odilienkirche predigte der Bischof die Rückkehr zum katholischen Glauben und leitete so die Gegenreformation im Birseck ein.
Die Burg Birseck ist erstmals auf dem Holzschnitt der Schlacht bei Dornach (um 1499) abgebildet (Ausschnitt). Links unten in der Darstellung: der Turm der alten Odilienkirche
Die erste Ansicht der Burg auf dem Holzschnitt der Schlacht bei Dornach (um 1499) zeigt ein Wohnhaus mit Gusserker und Zinnenkranz, eine Verbindungsmauer zwischen Wohnhaus und dem zinnenbekränzten Rundturm sowie eine Zwingeranlage mit äusserem Tor vor dem Eingang. Bischof Blarer von Wartensees Nachfolger, Bischof Rinck von Baldenstein nahm am Schloss grössere Umbauten vor und erweiterte die Anlage (16. Jahrhundert).
Das Schloss Birseck von Süden gesehen, nach den Ausbauten des 17. Jahrhunderts. Der grosse Wohnbau im Süden hat nun drei Wohngeschosse und ein Krüppelwalmdach, der Turm ein Kegeldach, über dem Westtor steht eine Burgkapelle. Vor der Südfassade erstreckt sich ein terrassierter Barockgarten.
Zeichnung von Emanuel Büchel aus dem Jahre 1754.
Die Ansicht des Schlosses Birseck von Emanuel Büchel von 1754 gibt den Zustand der Anlage im 18. Jahrhundert wider. Ebenfalls erhalten ist ein Plan der Anlage von 1786:
Franz Karl von Andlau, der letzte Landvogt vor der französischen Revolution, wollte 1763 nicht mehr in dem baufälligen Schloss residieren und verlegte seinen Sitz in den Andlauerhof. Das Schloss war folglich ab 1763 unbewohnt. Am 10. August 1793 plünderten betrunkene Bauern das Schloss und steckten es in Brand. Bis auf Rundturm und Kapelle verbrannte die Anlage. Sie wurde nun zum Nationalgut erklärt, am 2. August 1794 versteigert und fortan als Steinbruch genutzt.
wanderer - 19. Jun, 09:42