Montag, 12. Februar 2007

Der prüfende Blick

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"Der prüfende Blick" von Gabrielle Alioth, 2007

Rechtzeitig zum 200. Todestag der Malerin Angelica Kauffmann ist seit Anfang Februar der biografische Roman Der prüfende Blick der Arlesheimerin Gabrielle Alioth im Handel erhältlich: Der Mainzer Hofmaler Franz Joseph Kauffmann reist im Jahr 1800 nach Bregenz, um seine Herkunft zu klären. Im Zuge seiner Recherchen beginnt er auch das Leben seiner Kusine Angelica zu erforschen, mit der er seine Jugend verbrachte – und die er immer noch liebt. Er sucht Menschen auf, die sie kannten – einen Pfarrer in Schwarzenberg, einen gescheiterten Musiker, ihren Schwager in Venedig –, und rekonstruiert ihr Leben mithilfe der Zeugnisse von Gönnern und Freunden, die die Karriere Angelica Kauffmanns begleiteten: der Maler Heinrich Füssli, der in London bei ihr eine Abfuhr erlitt, ihr Förderer Joshua Reynolds, der einflussreichste Maler Londons, ihr zeitweiliger Arzt und Verehrer John Morgan, der in Italien zu ihren Bewunderern zählte.

Schliesslich gerät ihm auch das Tagebuch Johann Friedrich Reiffensteins in die Hände, in dem ihre Zeit in Rom, die launischen Annäherungen des ‚Barons’, wie man den reisenden Goethe zuweilen titulierte, und die Eifersüchteleien Herders beschrieben sind. So entsteht das Porträt einer schillernden Frau, die im Schnittpunkt der Leidenschaften einer ganzen Künstlergeneration stand.

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Angelica Kauffmann, Selbstporträt, 1794

Angelica Kauffmann (1741-1807) gilt als die erste Malerin von europäischem Rang. Ihre Porträts von Goethe, der sie als „unglaubliches Talent“ pries, und von Winckelmann, das international Aufsehen erregte, blieben in ihrer Einfühlsamkeit unübertroffen.

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Angelica Kauffmann: Goethe, 1787/1788

Durch ihr umfangreiches malerisches Werk (über 1'500 Ölgemälde, Zeichnungen und Radierungen) wurde sie bereits zu Lebzeiten weltbekannt. Um ihre Salons und ihre Freundschaften in London und Rom, wo sie als „die zehnte Muse“ gefeiert wurde, rankten sich aufregende Gerüchte. Herder kam und las ihr Goethes Tasso vor, auch der spätere Zar Paul I. machte seine Aufwartung. Kaiser und Papst bestellten Bilder von ihr. Ab 1788 hing ihr Selbstporträt in der florentinischen Galerie der Künstlerbildnisse direkt neben Michelangelo.

Gabrielle Alioth erzählt die Geschichte von Angelica Kauffmanns Karriere, ihrer geschickten Selbstvermarktung und ihrer charismatischen Wirkung in einem fesselnden biographischen Roman. "Der prüfende Blick" ist Gabrielle Alioths sechster Roman. Für ihren Erstling, "Der Narr", 1990 erhielt sie 1991 den Preis 'Der erste Roman' durch das Literaturhaus Hamburg verliehen.

"Der prüfende Blick": Leseprobe

Gabrielle-Alioth
Gabrielle Alioth

Die Autorin des Romans über Angelica Kauffmann, "Der prüfende Blick", ist gebürtige Arlesheimerin. Der Wanderer hat sie nach ihrer Beziehung zu unserem Dorf befragt - hier ihre Antwort: "Meine Schwiegereltern haben bis zu ihrem Tod Ende der 1980er Jahre am Bruggweg 6 gewohnt, (den es heute wohl nicht mehr gibt) und dort ist "mein" Arlesheim. Dort bin ich zur Arlesheimerin geworden, an Sommerabenden im Hof unter der grossen Linde, auf Spaziergängen in der Ermitage, bei Besuchen bei Gerda Iselin im Andlauerhof. Und natürlich auch durch meine Hochzeit im Dom von Arlesheim.

Ich lebe seit 23 Jahren in Irland und habe mir allein schon deshalb viele Gedanken über "Heimat" gemacht. Im Grund, denke ich, das man sich seine Heimat nicht wählen kann, aber es gibt doch wohl eine Art von freiwilliger Heimat, und das ist Arlesheim für mich: ein Ort, in den ich nicht hinein geboren wurde, der sich mir aber geöffnet hat, mich aufgenommen hat."


Gabrielle Alioth stellt am Donnerstag, 15. Februar 2007, 19.30 Uhr im Literaturhaus Basel ihren Roman "Der prüfende Blick" vor.

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