Die Gessnergrotte: Denkmal für einen Idyllendichter

Der Wunsch.
Dürft' ich vom Schicksal die Erfüllung meines einigen Wunsches hoffen; denn sonst sind meine Wünsche Träume, ich wache auf und weiss nicht, dass ich geträumt habe, es sei denn ein Wunsch für andrer Glück; dürft' ich vom Schicksal dieses hoffen, dann wünscht ich mir nicht Überfluss, auch nicht über Brüder zu herrschen, nicht dass entfernte Länder meinen Namen nennen. O könnt' ich unbekannt und still, fern vom Getümmel der Stadt, wo dem Redlichen unausweichliche Fallstricke gewebt sind, wo Sitten und Verhältnisse tausend Torheiten adeln, könnt' ich in einsamer Gegend mein Leben ruhig wandeln, im kleinen Landhaus, beim ländlichen Garten, unbeneidet und unbemerkt!
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So beginnt die sogenannte Idylle (lyrische Prosa) "Der Wunsch" von Salomon Gessner. Gessner wurde am 1. April 1730 in Zürich geboren und starb daselbst am 2. März 1788.

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Die Gessnergrotte in der Ermitage: rechts perlt Wasser über den bemoosten Fels, das anschliessend den Holzbrunnen im Garten des Eremiten speist.

Als Salomon Gessner 1788 starb, wurde zu seinen Ehren die Grotte des Eremiten in der Eremitage in Gessnergrotte umbenannt. Die Figur des ruhenden Eremiten, die in der Grotte lag, wich einem Gedenkstein mit Namen, Leier und Palette sowie einer nach unten weisenden Fackel und einem Lorbeerkranz zu Ehren Gessners.

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Der Gedenkstein in der Gessnergrotte

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Leier, Palette, Lorbeerkranz und Fackel: Leier und Palette stehen für Gessners künstlerische Tätigkeiten, der Lorbeerkranz erinnert an seinen Ruhm und die Fackel symbolisiert die Trauer über seinen Tod. Erkennbar ist auch eine kleine Einbuchtung auf der Oberseite des Steins, in die einst eine kleine Urne platziert war.

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Der Name Gessners ist im Sockelbereich in den Gedenkstein gemeisselt

Die kleine Urne, welche sich ursprünglich auf dem Gedenkstein befand, ist nicht mehr erhalten. Das Denkmal hat die Revolutionszeit in den 1790-er Jahren überdauert, nicht jedoch die aufgesetzte Urne.

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Bevor der Gedenkstein für Gessner 1788 in der Grotte platziert wurde, ruhte eine hölzerne Eremitenfigur in der Grotte, Stich von Mechel/Gmelin, um 1790

Salomon Gessner war Sohn eines Verlegers und Buchdruckers. Seine Lehrstelle in einer Buchhandlung verliess er schnell, versuchte sich in der Malerei und schrieb Gedichte und sogenannte Idyllen (lyrische Prosa), mit denen er zu Berühmtheit gelangte.Von 1756-72 publizierte er insgesamt 52 Idyllen. Sowohl in seinem dichterischen wie auch in seiner Malerei glorifiziert er eine arkadische Welt, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten leben.

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Salomon Gessner, Apfellese, Gouache, 1788

1780 begründete er die "Zürcher Zeitung" (seit 1821 NZZ). Ab 1761 war er Teilhaber von Orell, Gessner & Co. (1770-1798 Orell, Gessner, Füssli & Co.), dem bedeutendsten Verlag der Aufklärung in der Schweiz. 1765 wurde er Mitglied des Grossen und 1767 des Kleinen Rats. 1768-77 amtierte er als Obervogt in Erlenbach, danach der Vier Wachten und in Wipkingen, 1781 wurde er Sihlherr (Verwalter des Sihlwalds). Ausserdem war er ab 1758 Vorstandsmitglied der Stadtbibliothek, 1763 Teilhaber und künstlerischer Leiter der Zürcher Porzellanmanufaktur bei Kilchberg und 1772 Mitkurator der Kunstschule. Eine Auswahl seiner Werke kann auf der Webseite des Projektes Gutenberg nachgelesen werden.

Quellen:
Heyer Hans-Rudolf, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band I, Der Bezirk Arlesheim, Basel, 1969
Iselin Isaac, Notizen zum Schloss- und Hofgut Birseck, Basel 1955
Salomon Gessner im Historischen Lexikon der Schweiz

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