Dienstag, 28. März 2006

Ein Lyriker. Ein November-Fürst.

Ende Jahr wird ein Foto- und Textband über Arlesheim erscheinen. 16 Kapitel, eines davon von Hansjörg Schneider, der über einen unbekannten Arleser Dichter und Trinker - so die offizielle Beschreibung des Lyrikers Manfred Gilgien durch den Gemeinderat - schreiben wird. - Als er neun Jahre alt war, zog Gilgien mit seiner Familie nach Arlesheim, hier wohnte er bis er etwa 20 war. Im November 1993 starb er 45-jährig in seiner Kleinhüninger Wohnung; er wurde auf dem Friedhof Bromhübel beigesetzt.
Manfred-Gilgien

Etwas gestolpert bin ich über das Tandem Dichter und Trinker.
Manfred Gilgien war so vieles - ein Sehnsüchtiger, ein Erfinder, ein Verzweifelter. Vielleicht auch ein Trapezkünstler, wie sein Marinelli, den er sagen lässt:
Ich ertrage es einfach nicht mehr, unten das Falsche zu tun, damit ich oben das Richtige tun kann.
Oder einer, der seine Rolle irgendwo liegengelassen hat - wie der Ich-Erzähler in Groddeck? Man ist nicht mehr derselbe, behaupten einige, anderen bestätige ich, dass das Unveränderliche an ihnen immer das Veränderliche sein wird. Sie loben meine Präzision. Ich bin Rollenträger, sage ich und habe meinen Job einigermassen zu erfüllen. Ich muss meine Rolle irgendwo liegengelassen haben, glaube ich, muss bei den Alten nachfragen, die haben noch Rezepte.
Oder hat vielleicht auch der November-Fürst einen Gilgien-Kern?
Der Fürst, sagte sie, ist ein komplizierter Mensch. Fürst, sagte er, du bist ein zwischen den verschiedensten Möglichkeiten hin und her oszillierendes Wesen. Als Fürst, sagte ich, muss ich mich endlich präziser ausdrücken. (...) Ich bin der November-Fürst. Ich stehle mich in einen Eisenbahnwagen, drücke mich in ein Abteil und fahre nordwärts, südwärts, ostwärts, westwärts und immer denke ich, wäre es mir möglich, mehr Weisheit unter die Leute zu bringen, meine ganze Reiserei, diese durch und durch organisierte Raserei, könne ich mir sparen (...).
(alle Texte aus Strassen-Tango, Gedichte und Prosa, 2005 neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Hansjörg Schneider, Verlag Nachtmaschine).

Manfred Gilgien hat es verstanden, Augenblicke des Suchens und Findens in zauberhafte (so treffend Hansjörg Schneider) Sätze, Zeilen und Verse zu giessen und er hat uns damit reich beschenkt.

Gilgien-Strassen-Tango
Noch dies: so unbekannt ist er nicht. Zumal letztes Jahr sein Buch in einer Neuauflage erschien, von Hansjörg Schneider initiiert.

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