Arlese wählt: Waldbruders Polit-Vogel-Kunde

Am 24. Februar 2008 werden in Arlesheim die Mitglieder des Gemeinderats und der Gemeindekommission gewählt. Aus diesem Anlass wärmt der Wanderer die Politvogelkunde des Waldbruders sel. auf ( "Eben geht mit einem Teller // Witwe Bolte in den Keller, // Dass sie von dem Sauerkohle // Eine Portion sich hole, // Wofür sie besonders schwärmt, // Wenn er wieder aufgewärmt." - Wilhelm Busch, Max und Moritz: Zweiter Streich, Witwe Bolte). Der Waldbruder - Vater aller Arleser Blogger - orientierte sich in seiner Politvogelkunde in der Darstellung und Begriffswahl an der bisher einzigen Vogelkunde Arlesheims des Hobby-Ornithologe Ernst Fritz aus den 1950-er Jahren.

Herausgekommen ist dies:

Wahlplakt-SP-Arlesheim"Die Gattungen der Spezies SP und Frischluft sind von der Herkunft und der Nahrungsbeschaffung (regelmässige Salärüberweisung durch einen Arbeitgeber, häufig durch den Staat) ähnlich, doch durch Adaption und Transformation unterscheiden sie sich im Erscheinungsbild beträchtlich. Während bei den SPiessfinken die Brot-für-die Welt-Zurückhaltung vorherrscht und entsprechend die Mienen stets etwas sorgenvoll-global (häufig liedermacherhaft) und die Gesichter bleich sind, dominiert bei den Freskenhänflingen der Prosecco-Hedonismus. Bei den Weibchen korreliert überdies die Intensität des Lippenstiftes und die Trendhaftigkeit des Outfits meist proportional mit dem vorrückenden Alter. Oberseits häufig orange-kupfern, blauer Überaugenstreif, stark gebänderte Rückenpartien, hin und wieder graugrüne Beine. Über die Schulter der unscheinbar gefärbten Kammerchorgattin hinweg gucken Spiessfinken-Männchen gerne hinüber zu den inzwischen umständehalber Schatulle-dimensioniert verpackten Freskenweibchen.

Wahlplakat-Frischluft-ArlesheimDie Männchen der Familie aria fresca hingegen wirken in freier Wildbahn meist überraschend farblos und zurückhaltend, ganz anders, als es die designerkugelrundstuhlige Jovialität im Prachtskleid ihrer Wahlpropaganda verspricht. Ihre Stimmen sind nicht selten eher dünn, kaum vernehmbar, während die Weibchen als Folge häufiger Revierkämpfe gelegentlich zum Schrillen (ein scharfes, klirrendes "zississ") tendieren. Deshalb spricht der Volksmund in diesem Zusammenhang auch von Schreckschnepfen. Der eintönige Balzgesang ("kal-le kal-le") wird regelmässig von raschen, ja schwirrenden Flügelschlägen unterbrochen.

Die Brutpflege wird bei den Spiessfinken weit häufiger als bei den Freskenhänflingen von beiden Geschlechtern über die gesamte Reifezeit übergenommen (fair trade), während bei der Gruppenbildung in den Freskenkolonien die Dinge etwas komplizierter sind. Hier wird, wie bei den Bienen, zwischen ArbeiterInnen, SoldatInnen und BrutpflegerInnen unterschieden, wobei noch die LebensabschnittspartnerInnen dazu kommen können. Diese Phasen der Arbeitsteilung können nach- oder nebeneinander durchlaufen werden. Zur Brutzeit sind Männchen oft in der Unterzahl oder auch bereits fern von der Niststelle. Echte Polyandrie ist dennoch selten. Einige Hänflinge sind Brutparasiten, wie der Kuckuck: ihre Eier finden sich regelmässig in den Nestern der Bläulinge und Oranglinge. Obwohl der Freskenhänfling nicht immer in Gesellschaften vorkommt, lässt er ständig laute, flötende Flugrufe hören. Dadurch wird die tatsächliche Zahl der hiesigen Hänflinge weit überschätzt.

Spiessfinken und Freskenhänflinge gehören zu den so genannten Forder- oder Buhlläufern, die nach Ansicht der Bläulingvogelkundler durch ihr bettelndes Verhalten eine Bedrohung für unser Mischbiotop darstellen. Ihre Hauptnahrung sind Pilze der Gattung Schlaraffenporlinge sowie frischer Amaranth. Zwischen Spiessfinken und Hänflingen gibt es fruchtbare Bastarde.

Wahlplakat-FDP-ArlesheimDie früher häufigen Bläulinge selbst sind eigentlich nicht mehr richtige Bläulinge. Die haben sich längst in ihre einstigen Brutplätze an der Rebgasse oder am Bruggweg zurückgezogen oder sind vor allem gestorben. Der früher noch häufig aus unseren Wäldern dringende, äusserst penetrante Gesang ("bä-sel-dytsch") ist heute kaum mehr vernehmbar. Charakteristisch ist bei den Männchen noch immer ein dunkler Bruststreifen. Die heutigen Bläulinge sind eher zufällig in die leerstehenden Horste der einst dicht bevölkerten Kolonien gekrochen, weil sie sich dadurch einen Nischenvorteil erhoffen. Ihr Nestbau ist in der Regel ein fester, doch im Unterschied zu den erloschenen Spezies (Rebgasse) nicht mehr sehr umfangreicher Bau (Stäpfeli). Sie betreiben hier entsprechend Mimikri, doch das ursprünglich rote Blut vermag nicht zu blauem Blut zu mutieren. Zwischen Rebgassenbläulingen und Stäpfelibläulingen gibt es, falls es zur Paarung kommt, nur unfruchtbare Bastarde. Die Arleser Bläulingkolonie, die einst von starken Balzhähnen ("alte Raufer") dominiert wurde, ist seit einigen Jahren beeinträchtigt: einige alte Raufer wurden von kräftigen Hennen und ihren Hähnen totgeprügelt.

Wahlplakate-08-001Die erst spät und hin und wieder gar nie geschlechtsreifen Oranglinge wiederum sind unscheinbar, ja fast etwas kauernd in der Haltung und äusserst zurückhaltend in der Erscheinung. Noch immer verbreitet ist die etwas hinterrugge Kollegi-Stans-Demutsgestik. Beim Zusammentreffen mit anderen Vögeln häufig Furcht oder Erregung. Vom erregten Vogel hört man ein schnalzendes "sa-bo". Weitaus häufiger zu vernehmen ist jedoch ein schnarchendes "chrrrüüüh". Die Subgattung der Tennishäuschenkolonie tritt etwas forscher auf und kann leicht mit den Arten und Unterarten der FDP-Bläulinge verwechselt werden, wobei Passat und Opel noch nicht konsequent von BMW und SUV verdrängt worden sind.

Oranglinge sind sehr selten, die Stammkolonie vom Ziegelacker steht auf der roten Liste, nachdem sich ihre Abkömmlinge (oder alternde Dauerfrustlinge) aus kindlichem Trotz oder in Ermangelung anderer Angebote mit den Freskenhänflingen vermengt haben. Als Irrgast ist der Orangling gelegentlich in Arlese noch anzutreffen, etwa im Sommerhalbjahr im Umkreis der Fledermauskolonien im Domgebälk oder in der Nähe von Hallenbädern (im Volksmund auch "Chlorvögel", darum das Kürzel CVP)."

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