Albert Werren: Da suechsch, es Läbe lang

Albert-WerrenAlbert Werren wurde 1907 in Brienz geboren. «Wir waren 13 Kinder», erzählt er aus seinen Jugendjahren. Sein Elternhaus, das Kusterhaus, war eines der letzten Häuser, das ein Schindeldach zierte. Er erinnert sich an einen Lausbubenstreich nach der Schule. Die Buben hätten auf dem Nachhauseweg Schabernack getrieben und wollten über ein Heunetz springen. Da fiel der Albert hin und Bücher und Hefte lagen verstreut im Dreck. Schmutzig von oben bis unten trat der Junge vor die Mutter, welche die Hände rang. «Zur Strafe musste ich gleich beim Coiffeur nebenan arbeiten gehen.»

Daraus entstand ein Dauerjob. «Die ganzen Sekundarschuljahre seifte ich jeweils am Samstag Köpfe ein». Hier hörte er manche Sachen, die nicht für Bubenohren bestimmt waren. Klatsch, Geständnisse und Schicksale fanden ein offenes Ohr im Coiffeurladen. An die dreissig verschiedene Schüsseln habe er auseinander halten müssen, weiss er. Jeder Mann besass seine eigene Büchse mit Rasierseife. Dabei sahen alle ähnlich aus. Anfangs hätte der Coiffeur ihm geholfen, doch mit der Zeit wusste er, wem welches Büchsli gehörte. Rasiert wurde nur am Samstag: «So ein Tag dauerte oft von morgens um acht Uhr bis abends nach elf Uhr, das war sehr anstrengend». Doch es gabs nichts anderes. Einmal rasieren kostete vierzig Rappen: «Mancher Kunde bezahlte mir zehn Rappen fürs Einseifen». Das Geld sparte er sorgsam. Nach fünf Jahren hatte er 300 Franken gespart.

Albert-Werren1Bücher als tröstende Welt. Der Junge ging nach der Schule ein Jahr ins Welschland und arbeitete in einer Gemüsegärtnerei. «Oh, was hatte ich da 'Lengiziiti'! Ich tröstete mich, indem ich in die Welt der Literatur eintauchte. Bücher eröffneten mir neue Dimensionen». Die Sprache begleitete ihn das Leben lang. Albert Werren blickt auf, schmunzelt und wechselt vom heimeligen «Brienzertiitsch» in Baselmundart. Einmal gelernte Dialekte vergisst er nicht mehr. Später trat er einem Literaturclub bei, wo er mit Gleichgesinnten verschiedene Bücher besprechen konnte oder an Lesungen teilnahm.

Abwart im St. Jakob Stadion. Das Werken mit und in der Natur gefiel Albert Werren sehr, also absolvierte er in Genf die Gartenbauschule. Anschliessend fand er eine Stelle, wo er als Vorarbeiter figurierte. In dieser Zeit lernte Albert Werren seine zukünftige Frau Rosa Wirz, eine gebürtige Baslerin, kennen. Sie war erste Verkäuferin im «Allgemeinen Consum Verein». «Geheiratet haben wir in Basel im Dezember 1934». Im selben Jahr erhielt Werren eine Anstellung als Abwart im neu erbauten Stadion St. Jakob: «Die wirtschaftliche Lage war fatal, auf diese Ausschreibung meldeten sich 478 Männer». Die Böden der 18 Fussballplätze mussten von Hand planiert werden: «Da war genaue Arbeit gefragt: Plus minus zwei Zentimeter lagen drin». Werren war auch bekannt als guter Lehrmeister, und bald schon hiess es bei Leuten, die nirgends sonst integriert werden konnten: «Bringt ihn zu Werren, der weiss ihn schon anzuleiten».

Kindheitserlebnisse aufgeschrieben. Wenn Albert Werren trotz Arbeit und Familie noch Zeit fand, schrieb er seine Gedanken und Erinnerungen an Kindheitserlebnisse nieder. Stark geprägt ist er von Brienz: «Sehr viele Schriften handeln von meiner Zeit dort und den Menschen, die ich kannte und die dort lebten». Seine Familie war gewachsen. Er und seine Frau hatten fünf Kinder: Lienhard, Martin, Andreas, Marianne und Mathias.
Quelle: Jungfrau Zeitung

Albert Werren feierte am 1. Juni 2006 seinen 99. Geburtstag. Es war stiller geworden um ihn, aber nach wie vor gab er sich dem Studium der Schweizer Dialekte hin. Vorgestern, am 26. September 2006, starb er in seinem 100. Lebensjahr in Arlesheim.

Werren und Gilgien - Arleser Dichter - sie werden sich nie gekannt haben.

Es gfrewts Ebbchon
Daa suechsch... es Läbe llang.
Groos Lengeni niemmer z gägni.
O mid dr sälbe chuuscht nid geng z Gang.
Numme Stotzigs-chuum eis Glägni.

D Schuld ächt biender sälben?
Zyyt ses izgsehn-
`s wil Aabe wwäärden-, faad an gälben.
Soo sinnischt, ob bi-n dier der Grund,
das d‘numme das blätzewwyys e lluggi Stund?
Am Boort steid epper uuf;

du hescht ma nimme truwwed z waarten druf.
E Schrid-, du gspirschd e wwarmi Hand-
u etz...?
Es ischt gad wie Sunndiggwand...

Albert Werren, Herbschtmaanet 72

Schöne Aussichten

Wer in der Ermitage den Garten des Eremiten besucht und rechts von der zur Rast einladenden Bank mit der Inschrift O beata solitudo o sola beatitudo (O glückliche Einsamkeit, o einzige Glückseligkeit) vorbeigeht, der gelangt zum Holzstoss des Eremiten.

Eremitage-Arlesheim-Holzstoss

Die Stufen wurden frisch restauriert; leichten Schrittes kann der Wanderer nun den Holzstoss erreichen.

Ermitage-Arlesheim-Holzstoss

Des Waldbruders Holzstoss bestand bereits anno 1785 bei der Eröffnung der Anlage. Die von Balbina von Andlau und ihrem Vetter, Heinrich von Ligertz, errichtete Eremitage will die unverdorbene Natur idealisieren, wobei die Natur als geistige Universalmacht im Sinne Rousseaus verstanden wird. Anders als im barocken Garten wird die Natur in ihrem Urzustand belassen. Einzig der malerische Ausblick rechtfertigt den künstlichen Eingriff in die Natur. Hauptattraktionen der ersten Gartenanlage von 1785 waren deshalb Aussichtspunkte wie beispielsweise der Holzstoss des Eremiten.

Ermitage-Arlesheim-Holzstoss-Aussicht

Der Holzstoss wurde 1793 - ob durch französische Soldaten oder unzufriedene Arlesheimer ist nicht gesichert - in Brand gesteckt. Im Zuge der Wiederherstellung der Ermitage durch Balbina von Andlaus Sohn, Conrad von Andlau, und dem betagten Heinrich von Ligertz in den Jahren 1810 bis 1812 wurde er, anders als das Châlet des Alpes, wieder errichtet. Die Mitarbeit Heinrich von Ligertz' garantierte die Beibehaltung der Grundidee des Landschaftsgartens: die idealisierte Natur; bei der Restaurierung kam als neues Hauptelement in der Ermitage eine Rückbesinnung auf Ideale des Mittelalters mit Ritterromantik und sentimentaler Frömmigkeit hinzu. - Der (1812 wieder aufgebaute) Holzstoss des Eremiten ist ein typischer Akzent der ersten Gartenanlage von 1785.

Das Innere des Holzstosses beherbergt Tafeln mit Sinnsprüchen. Es handelt sich dabei um die 1812 nach dem Vorbild der ursprünglichen Tafeln hergestellte zweite Serie Tafeln, welche die heute nicht mehr existierende Sprachenpyramide zierten. - Anstelle der Sprachenpyramide befand sich einst das Denkmal der Freundschaft mit 18 Tafeln. Das Denkmal wurde 1793 zerstört, die Tafeln befinden sich heute im Vorraum der Kapelle von Schloss Birseck.

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