Conrad von Andlaus englischer Garten in Hugstetten
Pfauen auf dem Spaziergang im Hugstetter Schlosspark
Conrad von Andlau, der Sohn der Eremitagebegründerin Balbina von Andlau, schuf in der Nähe von Freiburg im Breisgau, in Hugstetten, nach dem Vorbild der Arlesheimer Eremitage in den 1820-er Jahren einen englischen Landschaftsgarten.
Conrad von Andlau, der Sohn der Begründerin der Arlesheimer Eremitage Balbina von Andlau geb. von Staal und Bubendorf und dessen Gemahl Franz Carl von Andlau, wurde am 23. Dezember 1766 in Arlesheim geboren. Die französische Revolution und der Einmarsch der französischen Truppen in das Gebiet der Eidgenossenschaft hatten zur Folge, dass Conrad von Andlau als designierter Obervogt des Birsecks zunächst nach Biel (1792) und nach Olten (1793) und 1794 nach Freiburg im Breisgau floh, von wo aus er seine politische Karriere weiterverfolgte (mehr dazu im Historischen Lexikon der Schweiz, Artikel über Conrad von Andlau). 1798 heiratete er Maria Sophia Freiin von Schakmin.
Hugstetter Schlosspark: im Bach sich spiegelnde Laubbäume
Nachdem die Arlesheimer Eremitage in den 1790-er Jahren in den Wirren der französischen Revolution zerstört worden war, widmete sich Conrad von Andlau zusammen mit dem nun betagten Vetter seiner Mutter und Mitbegründer der Eremitage, dem Domherrn Heinrich von Ligertz, in den Jahren 1810 bis 1812 dem Wiederaufbau des englischen Landschaftsgartens und des Andlauerhofs, der ebenfalls durch die Ereignisse im Nachgang an die französische Revolution gelitten hatte.
Schloss Hugstetten
1815 kehrte Conrad von Andlau wieder nach Freiburg im Breisgau zurück. Er war Grund- und Schlossherr des etwa 10 Kilometer ausserhalb Freiburgs liegenden Hugstetter Schlosses, das aus dem Besitze der Familie seiner Gattin, Maria Sophia von Schakmin, stammte. Familie von Schakmin hatte die Grundherrschaft Hugstetten 1790 erworben und 1801 das sogenannte neue Schloss erbaut. Das neue Schloss grenzt unmittelbar an das alte Schloss, das anstelle einer früheren Wehr- oder Turmanlage von den Nachfahren des habsburgischen Kanzlers Johann Friedrich Stürtzel zu Buchheim 1670 erbaut wurde. Heute bildet Hugstetten ein Teil der Ortschaft March.
Zauberhafte Stimmung am Bach im Hugstetter Schlosspark
Um 1820/1830 veranlasste Conrad von Andlau den Bau des Hugstetter Schlossparks nach dem Vorbild der Arlesheimer Eremitage. Der Park erhielt bald den Ruf, einer der schönsten, wenn nicht der schönste Englische Garten von ganz Süddeutschland zu sein; er war so bekannt, dass auch Felix Mendelssohn-Bartholdy ihn 1837 anlässlich eines Aufenthalts in Freiburg besuchte. Wie sein Vorbild, die Arlesheimer Eremitage, lebte der Hugstetter Schlosspark den Regeln der englischen Gartenkunst nach: Abkehr von der strengen Regelmässigkeit französischer Gärten, geplante Natürlichkeit im Parkbereich um das Schloss und Herrenhaus sowie Einbeziehung der gewachsenen Landschaft und Vegetation im weiteren Umkreis.
Verschlungene Wege und Weglein führen zu den Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten
Noch heute gilt der Englische Garten in Hugstetten in seiner Ausdehnung und Ausstattung im südbadischen Raum als einmalig. Kleindenkmale und Solitärbäume säumen die verschlungenen Wege, die zu verschiedenen Aussichtspunkten führen. Die Sichtlinien sind teilweise noch erkennbar. Die Aussichtspunkte sind, wie für den englischen Garten typisch, nach hinten geschlossen.
Neben der St.Gallus-Kirche befindet sich der Eingang in den Park
Die Besuchenden betreten den Park über eine kleine Holzbrücke vorbei an der reformierten Kirche (bis 1965 war dies die katholische St. Gallus-Kirche, Grundsteinlegung 1772), dem neuen Schloss und dem Backhäusle, das ursprünglich das Waschhaus des Schlosses war. Das ehemalige Waschhaus wurde vermutlich um 1840 erbaut und in den 1950-er Jahren zum Backhaus umgebaut.
Das ehemalige Waschhaus des Schlosses Hugstetten
Linkerhand des Holzbrückleins im Eingangsbereich dreht sich ein Wasserrad
Mit dem Wasserrad wurde in früheren Zeiten Wasser auf den Berg gepumt, so dass der Schlosskomplex damals schon eine egene Wasserversorgung hatte.
Diese alte Steinbrücke spannt sich vom alten Waschhaus des Schlosses (rechts im Bild) über den Bach
Auffallend an der Steinbrücke, die zum privaten Schlossbereich führt, sind die Tuff- und Sintersteine, die es in der Gegend nicht gibt. Da die Steine in den Andlauischen Anlagen in Arlesheim vorkommen, wird vermutet, dass sie aus Arlesheim nach Hugstetten gebracht worden sind. Der sichere Beweis für diese These steht noch aus.
Wer nun geradeaus weitergeht, der gelangt zur Statue des Heiligen Antonius. Diese Statue wurde von Heinrich von Andlau, dem vierten Sohn von Conrad, anlässlich seiner Vermählung mit Antonia von Sternegg, gestiftet. Nördlich der Statue befindet sich ein Stolleneingang, der auf den früheren Bergbau von Hugstetten hinweist. Der Stollen ist zur Zeit nicht zugänglich. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts soll hier Erz gefördert worden sein. Heinrich von Andlau beantragte 1855 nochmals Schürfrechte, um den Menschen in Hugstetten und Umgebung eine Verdienstmöglichkeit zu verschaffen. Der Erzabbau lohnte sich jedoch nicht.
Rechterhand des Weges befinden sich auf einer Plattform Schautafeln und Anschauungsmaterial, die den Lebensraum Wald vorstellen. Für Kinder ist hier ein Klettergerüst aufgestellt, so können sie ihren Bewegungsdrang ausleben, ohne dass dies auf Kosten der fragilen Parklandschaft geht.
Statue des Heiligen Antonius
Der Weg steigt weiter an und führt zum Teehaus mit seinem sechseckigen Grundriss und einem mit buntglasierten Ziegeln gedeckten Zeltdach. Von hier blickt man auf das Schloss und in Richtung Nordwesten zum Kaiserstuhl. Es ist vorgesehen, die Sichtachsen freizulegen.pavillon, im alemannischen Volksmund Teehäusle genannt, und dann weiter zum ersten Aussichtspunkt auf einem Hügel.
Das Teehaus
Wandmalereien an den Innenwänden des Teehauses
Hinter dem Teehaus im oberen Bereich des Parks sind um die 50 Nistkästen für verschiedene Vogelarten aufgehänt. Ein Ornithologe hat 34 Vogelarten, die teilweise auf der roten Liste aufgeführt sind, festgestellt.
Der Weg führt weiter zu den Resten des Belvedere. Auf diesem künstlich aufgeschütteten Hügel stand einst ein dreigeschossiger Aussichtsturm. Vom Turminneren geht eine Treppe hinunter in ein Kellergewölbe, das zur Zeit nicht zugänglich ist. Vermutlich wurde das Gewöbe zur Kühlung von Getränken verwendet.
Der Aufstieg zum Aussichtspunkt Belvedere
Heute nimmt ein Lindenbaum den Platz des Turmes ein.Vom Turm sind nur die Steinquader übriggeblieben, die ein Oktogon um den Lindenbaum bilden. Von hier aus sind nicht nur die roten Felsen des ehemaligen Steinbruchs sichtbar, der Blick reicht weit ins Land hinein.
Ein Lindenbaum steht als Solitär mitten auf dem Hügel des Aussichtspunkts Belvedere
Auf dem Aussichtspunkt Belvedere sind Steinquader zu erkennen, die ein Oktogon bilden
Vom Aussichtspunkt Belvedere aus ist der rote Felsen eines ehemaligen Steinbruchs zu erkennen
Der Spazierweg führt zu weiteren Aussichtspunkten, deren Sichtachsen jedoch mehrheitlich (noch) von der Vegetation verdeckt werden. Es ist geplant, die Sichtachsen wieder freizulegen.
Diese halbkreisförmig angeordneten Bänke laden die Besuchenden des Schlossparks ein, die Aussicht ins Land hinein zu geniessen
Die Aussicht ins Land hinein
Bei einem weiteren Aussichtspunkt sind die im Halbrund angeordneten hölzernen Sitzbänke noch erkennbar; die üppige Vegetation verdeckt jedoch (noch) die Sichtachse bzw. die Aussicht ins Land hinein.
Bevor der Rundgang endet, kann durch das Laubwerk die Rückseite des ehemaligen Gärtnerhauses erspäht werden:
Die Vorderseite des Gärtnerhauses ist nur aus dem privaten Bereich des Schlossparks sichtbar, Foto via Webseite von March
Das Schloss ist seit Generationen im Besitz der Familie von Mentzingen und immer noch bewohnt, so dass nur ein Teil des Parks für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die gesamte Schlossgartenanlage in Hugstetten hat eine Fläche von ca. 7,28 Hektaren. Davon sind ca. 4,56 Hektare im Eigentum der Gemeinde und öffentlich zugänglich.
Plan der Parkanlage des Schlosses Hugstetten, via Webseite von March
An der Aussenwand der Kirche, dem Parkeingang zugewendet, stehen fünf Gedenksteine. Der zweite von rechts ist Maria Anna Balbina von Andlau gewidmet, Conrad von Andlaus Mutter, die die Arlesheimer Eremitage errichtete. Ganz rechts befindet sich der Grabstein für Conrad von Andlau und seine Gemahlin Sophia Freiin von Schakmin.
Gedenksteine an der Aussenwand der reformierten (ehemals katholischen) Kirche Hugstetten: 1. Marie Josephine Colette Freifrau von Mentzingen, 2. wegen Verwitterung unlesbar, 3. Hermann Freiherr von Mentzingen, 4. Maria Anna Balbina Freyin von Andlau, 5. Conrad Freiherr von Andlau und Sophia Freyin von Schakmin (von links nach rechts)
Besten Dank an Lothar Fleck, dessen Manuskript die Ergänzung des obigen Textes erlaubte.
Lothar Fleck organisiert Besichtigungen und Entdeckungsreisen durch den Englischen Garten von Hugstetten.
Anfragen an: lothar.fleck (at) march.de
wanderer - 16. Mai, 09:21