Menschen

Das Blarer Jahr 2008

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Plakat zum Gedenkjahr (oben: von 1589 an liess Bischof Blarer von Wartensee eigenes Geld prägen)

Anlässlich seines 400. Todestages am 18. April 2008 gedenkt die Stadt Pruntrut Christoph Blarer von Wartensees. Mit einer katholischen Messe in der Arlesheimer Odilienkirche leitete er 1581 die Gegenreformation im Birseck ein.

Im Gedenken an Blarer von Wartensee lädt Pruntrut zu einer Ausstellung (März bis August in Puntrut, Oktober/November in Aesch) und zu einem Stationen-Theater ein (Mai 2008).

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Ausstellungsort: Musée de l'Hôtel-Dieu in Pruntrut

Das Blarer-Jahr 2008 startete offiziell am 15. März 2008 mit der Eröffnung einer Ausstellung unter dem Motto "Fürst unter Fürsten" im Musée de l'Hôtel-Dieu in Pruntrut. Die Ausstellung dauert bis am 17. August 2008. Wichtige Teile werden vom 17. Oktober bis 16. November 2008 in Aesch in der "Bürgerschüre" zu sehen sein.

Die durchwegs französische und deutsche Ausstellung beinhaltet Blarers Wahl zum Bischof, sein Kampf gegen die Reformation im Birseck und im Südteil des Bistums, seine Initiativen für die Eisenminen und –hütten, die Einrichtung von Thermalbädern im Jura, die Durchsetzung der Entscheidungen des Konzils von Trient, Neu- und Umbauten am Schloss und das Eintreffender Jesuiten in Pruntrut. Sie ist jeweils Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Im Mai 2008 findet in Pruntrut ein Stationen-Theater statt, das sich durch die Altstadt und den Faubourg de France bis in den Schlosshof bewegt. Das Schauspiel dreht sich auf spielerische und didaktische Weise um das Thema „Blarer, ein Fürst unter Fürsten“.
Spieldaten: 10., 11., 12. Mai 2008 (Pfingsten) und 16., 17. und 18. Mai 2008.

Blarer-Jubilaeumswein-Tschaepperli

Das Weingut Tschäpperli in Aesch gehörte seit 1619 zum Erblehen der Familie Blarer von Wartensee. Mit einer speziellen Etikettierung von Burgunder und Riesling-Sylvaner zum Blarer-Jahr erinnert sich der Nachfahre Dieter von Blarer seines berühmten Vorfahrs.

Laurin Buser, Slam Poet

Vor über zwanzig Jahren erfand der amerikanische Perfomance Poet Marc Kelly Smith den Poetry Slam. Dieser Dichterwettstreit will Texte jenseits von Tisch und Wasserglas vermitteln.

Ein derzeitiger König der Schweizer Slam Poeten stammt aus Arlesheim: der 16-jährige
Laurin Buser wurde 2007 zum Schweizermeister in der Kategorie u20 gekürt.

Saengerkrieg
Sängerkrieg auf der Wartburg, 1206, unbekannter Meister

Ganz so neu ist der Dichterwettstreit nicht: Bereits aus dem Mittelalter sind Sängerwettstreite überliefert: auf der Wartburg, so wird vermutet, habe im 13. Jahrhundert ein solcher Wettstreit stattgefunden, der als Sängerkrieg auf der Wartburg in die Literaturgeschichte einging:

Im Jahre 1206 versammelten sich auf der Wartburg die Minnesänger Wolfram von Eschenbach, Heinrich der Schreiber, Walther von der Vogelweide, Reinhart von Zwetzen und Heinrich von Ofterdingen Einer nach dem anderen trat im Rittersaal vor dem Landgrafen und seiner Frau Sophie sowie den vielen geladenen Gästen auf. Alle sangen eigens für diesen Tag gedichtete Lieder, lobten darin den Gastgeber und ernteten dafür reichen Beifall.

Nur Heinrich von Ofterdingen sang kein schmeichlerisches Lied für den Landgraf. Er lobte in seinem Lied den Herzog Leopold von Österreich. Damit erregte er sowohl bei den anderen Sängern als auch bei den Zuhörern heftige Proteste. Mit neuen Liedern und Texten attackierten die Minnesänger den Aussenseiter. Er blieb ihnen aber keine Antwort schuldig und fand auch immer wieder neue Lieder und Texte. Der Wettkampf wurde schliesslich so hitzig, dass man sich auf eine folgeschwere Lösung einigte: Der Sänger, der am schlechtesten singt, sollte vom Henker hingerichtet werden. Der Wettbewerb endete dank einem geschickten Schiedsrichter ein Jahr später unentschieden.

800 Jahre nach dem Wettkampf auf der Wartburg in Thüringen gewann der Arlesheimer Laurin Buser, der sich auch Laurin Reimking nennt, mit dieser Performance den Schweizermeistertitel der u20 Poetry Slam Liga:

Adie Holbi

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© Foto by Martin Graf, Reinach

Urs Hobi alias Holbein ist gestern gestorben. Der streitbare Geist nervte und erfreute die Bloggerwelt zugleich - mit seinem Starrsinn und seinem Wissen über Fasnacht und Zeitgeschichte - beides, Starrsinn wie Wissen, breitete er gerne in der Bloggerwelt aus. Er wird uns fehlen.

Herzliches Beileid an die Familie.

Nachruf auf Arlesheimlich und infamy.

Ein Lied für Arleser Turner?

Am Samstag, 17. November 2007, findet in der Turnhalle des Domplatzschulhauses der traditionelle Turnerobe des Turnvereins Arlesheim statt, dieses Jahr unter dem Motto „Die Suche nach dem verlorenen Schatz“. - Der in der Arleser Eremitage geborene Komponist Josef Hartmann Stuntz komponierte vor 160 Jahren ein Lied für Turner (Text Heinrich Weismann):
Turner-auf-zum-Streite-Josef-Hartmann-Stuntz-Arlesheim Josef Hartmann Stuntz (1790 - 1859) - geboren am 23. Juli 1790 in einem der Waldhäuser in der Eremitage, der Büchsenschmiede - war der Sohn des Landschaftsmalers Johann Baptist Stuntz, der 1785 nach Arlesheim kam. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution verliess die Familie 1792 Arlesheim und zog nach Strassburg. Josef Hartmann Stuntz studierte Musik, so auch bei Antonio Salieri in Wien, und wurde später königlicher Hofkapellmeister in München. Er starb am 18. Juni 1859 in München.

In memoriam Hans-Rudolf Heyer

Hans-Rudolf-Heyer1
Quelle Bild

Am 13. Oktober 2007 verstarb in seinem 71. Lebensjahr der ehemalige erste Denkmalpfleger des Kantons Baselland, Hans-Rudolf Heyer. 28 Jahre lang - von 1969 bis 1997 - war der Binninger promovierte Kunsthistoriker im Amt und machte sich verdient für die Aufnahme vieler historischer Bauten ins kantonale Denkmalverzeichnis.

So sind in Arlesheim der Dom und die ehemaligen Domherrenhäuser, die Eremitage und Schloss Birseck, Burg Reichenstein, die reformierte Kirche, das Hofgut Ränggersmatt in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen worden (die vollständige Liste der rund 20 Arlesheimer Objekte ist hier zu finden).

Mit Leidenschaft und Elan setzte er sich für die Erhaltung alter Bausubstanz und den fachgerechten Umgang mit derselben ein und erreichte die Unterschutzstellung von über 600 Objekten im Kanton Baselland. Seine zahlreichen Publikationen geben Einblick in historische und kunsthistorische Zeugen vergangener Zeiten.

Arlesheims Kulturgeschichte hat er nicht nur in der Reihe "Kunstdenkmäler des Kantons-Basellandschaft" (Der Bezirk Arlesheim, 1969) ausführlich beschrieben und gewürdigt, sondern auch in mehreren Veröffentlichungen zu Eremitage, Dom und der reformierten Kirche.

In ihrer Printausgabe vom 20. Oktober 2007 widmet die Basler Zeitung dem Verstorbenen einen Nachruf.

Arleser Bettag mit Martin Vosseler

Martin-Vosseler

Dr. med. Martin Vosseler, Gründer des Energieforums sun21, wird am 16. September anlässlich der Arleser Bettagsfeier im Badhof sprechen.

Martin Vosselers Vision
Mit unserem Tun und Lassen sind wir für die heutige
Bedrohung verantwortlich. Wir haben die Atmosphäre
aufgeheizt, die Biosphäre mit Giften und Radioaktivität
belastet, die Gewässer verschmutzt, die Böden ausgelaugt.
Wir können uns auch wieder in die Lebenskreisläufe
einfügen, die Bedingungen für die Heilung des Lebens-
systems Erde schaffen. Alle Lösungen liegen bereit.
Wir müssen sie nur umsetzen. Gemeinsam. Gemeinsam
mit der Sonne. Jetzt.

Der Wanderer von Arlesheim hat Martin Vosseler zwei Fragen gestellt:
1. Was können wir Arlesheimer im täglichen Leben tun, um dazu beizutragen, dass die Vosseler-Vision umgesetzt wird?
2. Wir überlassen unseren Planeten der nächsten Generation. Was halten Sie davon, wenn nur die Jüngeren unter uns über Fragen der Energie und des Umweltschutzes entscheiden würden?

Und hier sind Martin Vosselers Antworten:

Lieber Wanderer von Arlesheim, herzlichen Dank! Ja, was soll ich da auf Ihre Fragen antworten? Zur ersten: Wir alle wissen doch längst, was von unserem Tun und Lassen erdverträglich ist und was nicht. Ich wünsche uns allen immer mehr innere Freiheit und Begeisterung, die notwendenden Schritte zu tun, zu wagen beim Wohnen, beim Essen, beim Reisen, beim Arbeiten, bei der Freizeitgestaltung. Da gibt es jeden Tag -zig Möglichkeiten, sich für oder gegen eine lebenswerte Zukunft zu enstcheiden. Zur zweiten: Wir alle - Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Betagte - sind herausgefordert, die dringenden Entscheidungen zur Umsetzung der Energiewende und des Mitweltschutzes zu treffen. Voneinander lernen, gemeinsam handeln.
I freu mi au uf e Sunntig, Martin Vosseler.


Das Bettags-Programm im Badhof:
10 Uhr Oekumenischer Gottesdienst mit einer Ansprache von Martin Vosseler
11 Uhr Matinée-Konzert mit Musikverein und Jodlerclub
11.45 Uhr Pot-au-feu offeriert vom Gasthof Ochsen und vom Verkehrsverein, Kaffee- und Kuchenbuffet

siehe auch:

Siegfried Streicher oder: Schreiben ist schön

Schöner Herbsttag

Fluss und Flut sind ausgegossen
Licht verspätet und verblüht
Schwankend und wie blutdurchglüht
Birken zärtlich aufgeschlossen.

Drohnen stürzen aus den Dolden,
Falter streichen windverweht
Und was schwebend noch besteht
Reiht sich flimmerbunt und golden.

Und vom Tor und von der Mauer
Purpurrebe niederrinnt,
Selig wer noch Kraft gewinnt
Vor der grossen weissen Trauer ..

Die Bäume müssen sinnend stehn
Die Menschen müssen bald vergehn
Es klirrt das Laub und auf die Wand
Fällt eine schmale Schattenhand.

Und du und ich: wir fallen auch
Und du und ich sind Staub und Tauch
Vom Acker der in Stoppeln steht,
Vom Feuer das ein Wind verweht ...

aus: Siegfried Streicher, Gedichte, Basel, 1934

Am 6. September 1966 starb der Arlesheimer Journalist und Schriftsteller Siegfried Streicher. Geboren am 19. Februar 1893 in Basel, promovierte er nach erfolgreichem Studium in Genf und Fribourg zum Dr. phil. Ab 1929 war er Redaktor für das Feuilleton beim Basler Volksblatt, 1940 bis 1944 dessen Chefredaktor. 1944 bis 1963 arbeitete er für die katholisch-konservative Kulturzeitschrift Schweizer Rundschau. Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlichte er auch Gedichte, Erzählungen, Novellen und Essays.

Siegfried Streicher wohnte an der Waldstrasse in Arlesheim und war Schulpfleger, Kirchenrat und Präsident der römisch-katholischen Kirchgemeinde.

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Siegfried Streichers Wohnhaus in Arlesheim

Für Arlesheim sind Streichers Texte, die in der Gedenkschrift zur Aussenrenovation des Doms 1954/1955 erschienen sind, von besonderer Bedeutung. - Exemplarisch für die Wortgewandtheit, die über die Umstände hinaus zu einer Beleuchtung zeitloser Gefahrenzonen im menschlichen Seelenleben führt (so im Klappentext zu Die Tragödie einer Gottsucherin, Einsiedeln, 1945), ist der Text Siegfried Streichers über Vincent Van Gogh (Zürich, 1928). Er lässt den Lesenden teilhaben an seiner persönlichen Begegnung mit Leben und Werk Van Goghs; seine Beschreibung des Schicksals des Malers zeugt von einer tiefen Auseinandersetzung und einer ausserordentlichen Fähigkeit, sich in die Person Van Goghs und sein Werk hineinzuversetzen. Es gelingt Siegfried Streicher die Farb- und Motivwelt Van Goghs in Worten aufleben und gleichzeitig die innere Auseinandersetzung und Zerrissenheit des Malers erahnen zu lassen

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Vincent Van Gogh, Die Kartoffelesser, 1885

"Die Erdäpfelesser werden erdrückt von namenloser Hässlichkeit. Sie sind wie mit Pech, wie mit Dreck und speckiger und flüssiger Kohle, wie unter der Erde gemalt. Verkörperungen des Elends und menschlicher Tierheit, keine sentimentalen Armeleutefiguren, aber niederbeugend durch die Majestät ihrer Hässlichkeit. Die einfachsten menschlichen Verrichtungen werden mit der Weihe kultischer Handlungen vollbracht. Ein gotisches Triptychon, in dem der übernatürlich-göttliche Inhalt ersetzt wird durch einen menschlich-natürlichen, aber Weihe und Andacht sich gleich bleiben. Ich wüsste keine schreckhaftere Beglaubigung des naturalistisch-sozialen Zeitgeistes. Millet, der Meister, wirkt blass daneben und bürgerlich-harmlos (...)." (Siegfried Streicher, Van Gogh, Zürich, 1928, Seite 19).

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Vincent Van Gogh, Brücke in Arles, 1888

"O über diese erste Arleserzeit! Das Glück lag in der Luft, wie es in diesen sprühenden, zündenden Farben lag. (...) Aber auf dem Bild mit der Brücke in Arles ist das Feuer überwunden und die chthonische Dumpfheit behoben, der Sieg des reinen Lichtes über alle irdische Unruhe, Gefilde der Seligen so hell und leicht ins Endlose gedehnt und doch tief lebendig in den Flecken und Flächen aus Rot, Blau, Gelb und Smaragdgrün. (...)" (Siegfried Streicher, Van Gogh, Zürich, 1928, Seite 28 f).

In seinem Aufsatz Schreiben ist schön (im gleichnamigen Buch erschienen, Zürich, 1955) beschreibt er, wie er in seinen Texten Helden, Vikare, Landpfarrer, Nonnen, Mönche, Proleten oder Bürger zum Leben erweckt: Ja, sie alle sind meine Geschöpfe. Ich lasse sie das Licht ihres eingebildeten Daseins erblicken, ich lasse sie durcheinander, miteinander, gegeneinander das unerschöpfliche Spiel des Lebens spielen. (...) Oft scheint alles verloren und kein Ausweg aus dem Kneuel der Verwirrung. Dann greife ich ein und sehe zum Rechten. Ich liebe und leide ja mit meinen Geschöpfen, ich harre, hoffe, irre und finde mit ihnen. (...) Was mich anzieht, ist überhaupt das Geheimnisvolle und Unbegreifliche, das Wunderbare, Dunkle, Tiefe und Religiöse, alles was Schauer und Ehrfurcht, Schrecken und Tiefsinn einjagt. (...) Ja, das Leben ist kurz und wunderbar. Darum Feder, eile, fliege, gehorche dem Geist, der dich führt, der dich treibt, ohne zu wissen wohin und wozu ...(...) Ich schreibe. Denn wahrlich schreiben ist schön, sehr schön ...

Zum Tod des 'Theaterzaren' Grabowsky

Am 15. August 2007 verstarb zwei Tage vor seinem 77. Geburtstag der Tourneeproduzent Vincent Grabowsky in seinem Elternhaus in Arlesheim.

Vincent-GrabowskyAls ihn Anfang der Sechziger sein Bruder Eyner Grabowsky in das Schweizer Tourneetheater holte, bauten sie gemeinsam ein Imperium auf, das zunächst den kompletten deutschsprachigen Raum mit Theater, Opern, Operetten und Musicals versorgte. Später kamen ausgedehnte Tourneeproduktionen in die europäischen Nachbarländer und über deren Grenzen hinaus, hinzu.

Den Titel "Theaterzaren" verlieh man ihnen, als die beiden Brüder neben den laufenden Tourneen (zeitweise bis zu 70 Stücke gleichzeitig) nicht nur das Bernhard Theater in Zürich (seit 1962), sondern gleichzeitig das Operettenhaus in Hamburg (1971-1978) sowie in Berlin das Theater des Westens (1972-1978) leiteten. Lange Zeit galten die Gebrüder Grabowsky als die grössten Tourneeproduzenten Europas.

Schlagzeilen machten die Gebrüder Grabowsky jedoch als die Firma Ende der 1970er in immer grössere finanzielle Bedrängnis kam und in den Medien von nicht bezahlten Gagen, Künstlerstreik, drohenden Theaterschliessungen und Verhaftungen die Rede war. Als die Musical-Produktion "Cats" in Zürich in einem Desaster endete, nahm sich Eyner Grabosky das Leben.

Seit dem Selbstmord seines Bruders Eyner im Jahre 1995 führte Vincent das Unternehmen bis zu seinem letzten Tag weiter. Aktuell sind diverse Opern wie Nabucco, Aida, Zauberflöte sowie die Operette "Der Vogelhändler" und das "Festival der Operette" auf Tournee.

Die Urnenbeisetzung und Trauerfeier findet am 3. September um 14 Uhr auf dem Arlesheimer Friedhof statt.

Text: Theaterkanal.de

In organo pleno

Der Arlesheimer Domorganist, Dr. h.c. Jean-Claude Zehnder, wird zu seinem 65. Geburtstag mit einer Festschrift geehrt.

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Organo pleno (lateinisch: volles Werk, Plenum) bezeichnet vom 15. bis 18. Jahrhundert das Spiel mit der vollen Orgel (Prinzipale und Mixturen im Manual, im Pedal auch Zungenstimmen); um 1900 versteht man darunter das Spiel mit sämtlichen Registern der Orgel (tutti) (Quelle). - In organo pleno, dies ist der Titel der Festschrift für den Arleser Domorganisten Jean-Claude Zehnder, die zu seinem 65. Geburtstag Mitte August veröffentlicht wird (Publikationen der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft Serie II Publicatons de la Société Suisse de Musicologie Série II Band 48).

In organo pleno ist nie nur eine einfache Anweisung in der Partitur. Vielmehr weckt dieser Ausdruck in einem Organisten tiefe Emotionen: wenn man ein Register nach dem anderen zieht, hört man im Geiste schon die grosse Gravität des unnachahmlichen Klanges, den man erzeugen wird. In diesem Sinne möchten wir - so schreiben die Herausgeber, Alexandra Nigito und Luigi Collarile, in ihrem Vorwort - diese Festschrift erklingen lassen, als ein Geschenk für einen ganz besonderen magister organi: Jean-Claude Zehnder.

Für seine Forschungen im Zusammenhang mit der Entwicklung des jungen Johann Sebastian Bach erhielt Jean-Claude Zehnder 2002 den Ehrendoktortitel verliehen. Mit 14 Beiträgen, die sich mit den verschiedensten Themen wie Quellen, historischen Aspekten, Personen, Instrumenten und Fragen zur Tasteninstrumentenmusik, insbesondere der Orgelmusik, befassen, wird dem Organisten und Forscher Jean-Claude Zehnder für seine Arbeit gedankt (aus dem Vorwort zur Festschrift). Der Leiter der Arlesheimer Musikschule und Organist auf der Arlesheimer Silbermann-Orgel Peter Koller, ist in der Festschrift mit dem Beitrag Jean-Claude Zehnder in Arlesheim vertreten.

Festschrift In organo pleno online bestellen

Jean-Claude Zehnder an der Arlesheimer Silbermann-Orgel, aus einer Sendung des SWR Fernsehens ("Fahr mal hin - Das Baselbiet"; Sendetermin: 18.1.2001): © SWR

Hermann Hesse: Briefe nach Arlesheim

Hermann-Hesse-Aquarell-Brief-an-Arthur-Stoll-Arlesheim
"H.H. giesst seine Blumen", Aquarell von Hermann Hesse, auf einem Brief an Prof. Arthur Stoll, Arlesheim, 26. August 1932.
Ausschnitt aus der Abbildung des Briefes in der Broschüre über das Schweizerische Literaturarchiv, Hrsg. Schweizerische Nationalbibliothek

Vor 130 Jahren, am 2. Juli 1877, wurde der Schrifsteller Hermann Hesse in Calw geboren. - Einem Arlesheimer Amateurfilmer sind die einzigen - soweit bis heute bekannt - "bewegten Bilder" Hermann Hesses zu verdanken. Der Film von Prof. Dr. Arthur Stoll (1887-1971) zeigt den Dichter mit Frau Ninon, Sohn Bruno und Freunden vor seinem Haus, der Casa Rossa in Montagnola, beim Rosenschneiden, am Schreibtisch und beim Boccia-Spiel in einem "Grotto". Ein 10-Sekunden-Ausschnitt ist auf der Hermann-Hesse-Webseite zu sehen.

Hermann Hesse, aufgewachsen u.a. in Calw (1877 - 1881) und Basel (1881 - 1886), war gelernter Buchhändler und arbeitete zeitweise (1899-1904) in einem Basler Antiquariat. Mit einem in der Neuen Zürcher Zeitung im November 1914 veröffentlichten Aufsatz, in dem er an die deutschen Intellektuellen appellierte, nicht in nationalistische Polemik zu verfallen, befand sich Hesse erstmals inmitten einer politischen Auseinandersetzung und Konflikten mit der deutschen Öffentlichkeit. 1919 liess er sich in Montagnola bei Lugano nieder. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland beobachtete Hesse mit grosser Sorge. Hesse versuchte der Entwicklung in Deutschland entgegenzusteuern, indem er sich in Buchrezensionen in der deutschen Presse für jüdische und andere von den Nationalsozialisten verfolgte Autoren aussprach. Ab Mitte der Dreissiger Jahre wurden in deutschen Zeitungen jedoch keine Artikel von Hesse mehr veröffentlicht.

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Hermann Hesse ein Aquarell als Briefkopf malend, Foto Stiftung Hermann Hesse Montagnola

Bertolt Brecht und Thomas Mann machten 1933 auf ihren Reisen ins Exil jeweils bei Hesse in Montagnola Station. Anfang April 1933 schreibt Hermann Hesse an Prof. Arthur Stoll nach Arlesheim: Wieder sind Sie mir mit Ihrem Brief und Ihrer Gabe wie ein freundlich hilfreicher Zauberer erschienen, ich sage Ihnen dafür recht schönen Dank. Die Gabe ist willkommen und wird ganz in Ihrem Sinn verwendet, als Beitrag zum Üben der Gastfreundschaft an den Exilierten und Emigranten. (...) Inzwischen war Thomas Mann öfter bei uns, und ich sehe mit Freude, dass er die erste schwere Depression langsam überwindet. (...) ... dieser Tage läuft sein Pass ab und wird ihm von keinem deutschen Konsulat auch nur provisorisch erneert, er wendet sich jetzt an den Völkerbund mit der Bitte um einen Pass. Noch im letzten Moment vor Hitlers Sieg erschien in Berlin Th. Manns Bekenntnis zur sozialen Republik (...). Seither steht er auf der schwarzen Liste der Terroristen obenan.
(Quelle)

1946 wurde Hermann Hesse der Nobelpreis für Literatur verliehen. „Für sein durch Versenkung getragenes Werk, das sich immer kühner und eindringlicher entwickelte und die Ideale des klassischen Humanismus ebenso wie eine hohe Kunst des Stils offenbart.“, wie die Schwedische Akademie in Stockholm begründet.

Nach 1946 bildete die Pflege seines Briefwechsels Hesses Hauptbeschäftigung. Wie die vier Bände Hermann Hesse, Gesammelte BriefeBrief-Hermann-Hesse-an-Arthur-Stoll-Arlesheim, belegen korrespondierte Hermann Hesse mit Prof. Arthur Stoll aus Arlesheim bis zu seinem Tode im Jahr 1962 über 30 Jahre lang regelmässig. Oft zierten Aquarelle Hesses Briefe. Obwohl er selbst der Malerei nie den gleichen Stellenwert wie der Schriftstellerei einräumte, war für Hesse die bildende Kunst zeitlebens weit mehr als nur ein Hobby. Er pflegte Kontakte zu Künstlern wie Cuno Amiet oder Mitgliedern der Künstlergruppen "Der blaue Reiter" oder "Die Brücke" und war immer wieder bemüht, künstlerische Strömungen aufzunehmen und in sein Werk einfliessen zu lassen.
(Brief an Prof. A. Stoll abgebildet in der Broschüre Schweizerisches Literaturarchiv, Hrsg. Schweizerische Nationalbibliothek)


Quellen:
  • "Ein Dichter mit Maltalent", Artikel in der Basler Zeitung vom 10.5.2000 zur Ausstellung in der Trotte Arlesheim (im Archiv der BaZ abrufbar)

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